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Glücklich Gärtnern im Gewächshaus

Wenn jemand, so wie ich, am liebsten in den Beeten hockt, gräbt, sät, pflanzt, erntet, gerne kocht und noch lieber isst, dann geht es gar nicht anders. Irgendwann möchte man sein Bio-Gemüse, seine eigenen aromatischen Tomaten und Schlangengurken mit Geschmack.

Ich bin süchtig nach Tomaten. Schon als Kind bekam man mich mit einem Tomatenbrot schnell wieder gesund. Als ich mit der Gärtnerei anfing, beschäftigte ich mich zunächst mit der Anlage von Staudenbeeten und Pflanzung von Gehölzen. An Rosen und Gemüse traute ich mich erst einige Jahre später heran.

Irgendwann zog ich meine ersten eigenen Liebesäpfel oder Paradeiser, wie Tomaten auch genannt werden. Aus kleinen Samenkörnern wuchsen stattliche Pflanzen und ich war stolz auf die ersten Früchte, die schnell eine mundgerechte Größe erreichten.  Aber dann….. die Tomaten blieben grün, manchmal nahmen sie einen zarten hellroten Schimmer an, aber richtig reif, rot und lecker wurden sie nie.  Genauso verhielt es sich mit Paprika, Chilischoten und Gurken. So entstand der Wunsch nach einem Gewächshaus. Ich träumte von einer sicheren Ernte und wünschte mir ein Gewächshaus zum 40. Geburtstag.

Das ist jetzt 16 Jahre her und ich habe es nicht bereut.  Pflanzenanzucht und Vermehrung, Pflege, Wachstum, Reife und Ernte sind (fast) kein Problem mehr. Ich liebe den Geruch von feuchter, frischer Erde, aromatischen Kräutern und meinen Duftpelargonien, wenn ich, egal bei welchem Wetter, in meinem Gewächshaus arbeite.

Schaut man sich mal in der Welt der Gärtner um, entdeckt man zahlreiche geniale, individuelle und kreative Möglichkeiten, seine eigene Ernte sicher ins Trockene zu bringen. Von den vielen kulturellen Schätzen und historischen Bauwerken mal ganz abgesehen.

Ein bisschen Geschichte:

Schon Gaius Plinius Secundus, bekannt als Plinius der Ältere, beschrieb 77 nach Christus in seinem umfassenden Werk „Naturalis historia“ die Möglichkeit, empfindliche Obst- und Gemüsearten wie Melonen, Aprikosen und Gurken in rollbaren Kästen anzubauen und gegen Kälte in Gebäuden unterzubringen, deren Dächer mit lichtdurchlässigem, fein bearbeitetem Glimmerstein gedeckt waren.

Auch Wärme erzeugende Mistbeete waren damals keine Seltenheit.

Aber erst, als die Europäer sich andere Kontinente erschlossen, exotische und wärmeliebende Pflanzen und Früchte wie Orangen oder Feigen entdeckten und diese als Bereicherung ihrer Gärten und Küche empfanden, entstanden sogenannte Winterhäuser, bekannt als Orangerien oder Pomeranzenhäuser.

Zu Beginn des 18. Jahrhundert wurden die ersten Glashäuser gebaut, deren Wände und Dächer im schrägen Winkel angebracht wurden. Durch diese Bauweise und deren Ausrichtung nach Süden ließ sich das Sonnenlicht besser einfangen, außerdem der Treibhauseffekt fördern, der das Licht in Wärme umwandelt. Zitronen, Orangen und Palmen zogen dort ein und ließen neue Welten erahnen.

Schwierig gestaltete sich jedoch die Ausgewogenheit von Licht, Schatten, Luft, Wärme und Wasser, um die Pflanzen optimal und gemäß ihrer Bedürfnisse zu versorgen. Auch gelang es nicht, für eine ausgeglichene Bodentemperatur zu sorgen. Verschiedenste Heizsysteme wurden entwickelt, z.B. eine Kanalheizung, deren erhitztes Wasser unterirdisch über gemauerte Kanäle für Wärme sorgte.

Einige historische Gewächshäuser wurden später liebevoll und fachgerecht restauriert und können besichtigt werden. Dazu gehören zum Beispiel die „Wilhelma“ in Stuttgart, das „Palmenhaus“ von Schloss Schönbrunn in Wien oder die „Königlichen Gewächshäuser“ im Schlosspark von Schloss Laeken, Brüssel, die in jedem Frühjahr für drei Wochen zugänglich sind.

Beispiel Ananas

Als Christoph Kolumbus 1493 auf Guadeloupe ankam, überreichte ihm die einheimische Bevölkerung eine Ananas als Willkommensgeschenk. Diese bescherte ihm durch ihr Aroma, durch ihre Süße und ihren Duft ein sensationelles Geschmackserlebnis. Er brachte einige Ananas mit nach Europa, die lange Reise überlebten jedoch die allerwenigsten Früchte. Der Anbau hierzulande gestaltete sich schwierig und gelang noch lange Zeit nicht.

Die ersten Erfolge beim Anbau von Ananasfrüchten verzeichneten die Niederländer im Jahr 1685. In einem Kleingewächshaus, das von drei Seiten verglast und dessen untere Hälfte ins Erdreich eingelassen war, wurde in einem Ofen Torf- oder Pferdemist verbrannt. Über ein Rohrsystem wurden Boden und Luft erwärmt, so dass ein gleichmäßiges Klima geschaffen wurde. In der Natur wächst die Ananas auf Lehm- oder Sandböden. Sie benötigt Stickstoff, eine gleichmäßige Wasserversorgung, verträgt aber keine Staunässe. Die Ananas benötigt für ein gutes Wachstum Temperaturen von mindestens 20 Grad und höchstens 35 Grad. Dies konnte mit dem Fleiß der niederländischen Gärtner und mit Hilfe der Öfen gewährleistet werden und sorgte für Aufsehen auch bei den britischen Nachbarn.

In den Gewächshäusern der königlichen Parkanlage „Hampton Court“ reifte im Jahr 1693 die erste Ananas heran. Ab 1770 gehörte der Ananasanbau zur britischen Aristokratie und zum Adel. Jeder, der etwas auf sich hielt, baute teure Gewächshäuser, beschäftigte mehrere Gärtner, um diese kostbare Frucht auf den eigenen Tisch zu bringen oder aber war bereit, den stolzen Preis von etwa 80 Pfund für eine Frucht zu bezahlen. Das entsprach damals dem Wert eines durchschnittlichen Pferdes. Aktuell habe ich eine Ananas für 2,49 Euro im Supermarkt erstanden.

Möglichkeiten 2019:

Zukunftsvision beim Urban Gardening? Platz nach oben ist ja reichlich vorhanden. Gesehen in London, Chelsea Flower Show

Es ist alles an „GreenHouses“ zu haben, was das Gärtnerherz sich wünscht. Treibhäuser im viktorianischen Stil oder praktische Anlehngewächshäuser, Folienhäuser, klimagesteuerte Häuser für Orchideenliebhaber oder Wintergärten. Aus Alu, Holz oder Mauerstein. Es kommt ganz darauf an, was man sich leisten kann, wo die Bedürfnisse liegen, wieviel Zeit man hat und mit welchem Material und Zubehör man arbeiten will. Wenn man dann noch im Auge behält, was sich ästhetisch und harmonisch in den eigenen Garten einfügt, steht der eigenen Ernte oder Pflanzenzucht nichts mehr im Wege. Und natürlich ist der eigenen Kreativität keine Grenze gesetzt. Auch aus alten und gebrauchten Materialien lassen sich wunderbare und individuelle Treibhäuser erschaffen. Egal, wofür ihr euch entscheidet, hier ein paar praktische Tipps:

Verglasung:

Ob Glas, Folie oder Kunststoffplatten, das Prinzip ist das Gleiche: Durch die großflächigen, transparenten Abdeckungen gelangt das Sonnenlicht in das Innere, wo es vom Boden und von Pflanzen absorbiert wird. Wärme entsteht auch durch die geringere Luftzufuhr. Ist es im Sommer sehr heiß und sonnig, sollte man Möglichkeiten der Schattierung einplanen, da es sonst zu Verbrennungen kommen kann. Schattieren kann man u.a. mit Luftpolsterfolie, Pflanzenfasermatten oder Styroporplatten, die im Winter auch zur Wärmedämmung eingesetzt werden können. Ich habe mich bei dem Kauf meines Gewächshauses für 16mm Doppelstegplatten entschieden, weil damit das Schattieren entfällt. Diese Stärke hilft aber keinesfalls, das Treibhaus im Winter frostfrei zu halten. Deshalb überwintere ich lediglich Pflanzen, die etwas Schutz brauchen oder säe kälteunempfindliche Pflanzen wie Feldsalat, Spinat oder setze Dickebohnen, die leichte Fröste gut aushalten.

Energie und Wärme:

Will man wärmeliebende Pflanzen das gesamte Jahr über im Gewächshaus halten, benötigt man Energie. Neben diversen Heizanlagen, die mit Gas oder Öl arbeiten, gibt es inzwischen Sonnenkollektoren, die das Sonnenlicht speichern und die Wärme an das Gewächshaus abgeben. Hat man im Frühjahr schon Anzuchten im Gewächshaus, hilft ein elektrischer Frostwächter über späte kalte Nächte hinweg. Er springt lediglich an, wenn Minusgrade erreicht werden, und hält die Temperatur im Plusbereich. Dafür benötigt man aber einen Stromanschluss und ganz billig ist es längerfristig nicht. Ich helfe mir bei geringer Frostneigung mit ein paar Grabkerzen. Begrenzt funktioniert das auch.

Lüftung:

Die meisten Gewächshauspflanzen benötigen regelmäßig frische Luft. Regelmäßiger Luftaustausch ist wichtig, um z.B. Erkrankungen, z. B. durch Pilze und Hitzestau zu vermeiden. Eine gute Hilfe ist für uns Berufstätige ein automatischer Fensteröffner, der selbsttätig und mit Sonnenenergie arbeitet. Er öffnet und schließt das Dachfenster hydraulisch gemäß der Innentemperatur.

Wasser:

Pflanzen bestehen bis zu 90% aus Wasser. Nur ein geringer Teil dessen wird gespeichert. Der größte Teil wird über die Blätter wieder verdunstet. Je größer die Blattoberfläche, umso größer ist der Wasserbedarf. Im Gewächshaus, wo es in der Regel noch ein bisschen heißer ist als im Freiland, ist der Wasserbedarf der Pflanzen somit oft doppelt so hoch. Das gilt vor allen Dingen für Kübelpflanzen. Beim Gießen ist zu beachten, dass man in Wurzelnähe und möglichst früh am Morgen gießt. Wassertropfen wirken in der Sonne wie kleine Brenngläser und können zu Verbrennungen führen. Im Winter reicht mäßiges Gießen, damit die Pflanzen nicht verfaulen. Hinter meinem Gewächshaus steht eine 240 Liter Tonne, in der das Regenwasser vom Gewächshausdach aufgefangen wird. In so heißen, trockenen Sommern wie 2018 reicht das Wasser zwar längst nicht aus, aber es gibt weitere Tonnen im näheren Umkreis, auf die ich dann möglichst zurückgreife.

Der Boden:

Ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Ernte ist der Zustand des Bodens. Gesund muss er sein, nährstoffreich und frei von Krankheiten. Zunächst stellt sich folgende Frage: Wo baue ich mein neues Gewächshaus hin?

Steht ein Gewächshaus dort, wo vorher schon Pflanzen angebaut wurden, genügt es, im Frühjahr und Herbst frischen Kompost fingerdick aufzutragen und oberflächlich einzuarbeiten. Kompost enthält Kleinstlebewesen, die für die Humusproduktion verantwortlich sind. Kompost ist organisch, lockert den Boden, enthält viele Spurenelemente und sorgt für eine gute Wasserspeicherung.

Entsteht ein Gewächshaus auf verdichtetem Baugrund, muss der Boden tiefgründig gelockert werden. Das erreicht man durch Umgraben mit dem Spaten und Belüftung z.B. mit einer Grabegabel. Der vorhandene Boden wird nun mit guter Gartenerde, Kompost und Sand, im Verhältnis 4 – 2 – 1 gemischt und eingearbeitet.

Ein Bodentest gibt Auskunft über den PH-Wert des Bodens. Dieser sollte im neutralen Bereich liegen. Untersuchungsanstalten untersuchen Bodenproben und geben wertvolle Tipps zur Aufbereitung und Düngung.

Durch konsequenten Fruchtwechsel lassen sich Krankheiten vermeiden. Wird der Boden gut gepflegt und regelmäßig mit Kompost versorgt, ist es nicht nötig, die Erde auszutauschen. Ich selber habe mir vor ein paar Jahren eine Tomatenfäule eingeschleppt, die durch einen Pilz verursacht wird. Danach habe ich einen Bodenaustausch von ca. 50cm Tiefe vorgenommen, um Infektionen bei Neuanpflanzungen zu vermeiden.

Eine Zwischendüngung tätige ich mit organischem Dünger oder mit Pflanzenbrühen, z.B. aus Brennnessel oder Schachtelhalm. Auch Brennnesselblätter grabe ich beim Setzen der Pflanzen mit ein, da damit der Stickstoffbedarf ausreichend gedeckt ist. Damit habe ich super Erfahrungen gemacht. Das mache ich übrigens auch bei Balkonkastenbepflanzungen.

Und sonst:

Verirrt sich eine Schnecke ins Gewächshaus, lege ich über Nacht ein großes Blatt auf die Erde, z.B. vom Rhabarber. Mit ziemlicher Sicherheit sitzt der Schneck am nächsten Morgen darunter.

Ameisen fange ich, indem ich einen Tontopf mit der Öffnung nach unten fest auf den Boden setze. Die Ameisen bauen ihr Nest in den Tontopf. Nach einigen Tagen kann man den „bevölkerten“ Topf nach draußen, z. B. auf den Kompost, tragen. Dort werden Ameisen gebraucht und richten keinen Schaden an.

Gegen die kleine weiße Fliege helfen Gelbtafeln, die man im Fachhandel bekommt. Diese sind mit einem Klebstoff versehen, an dem die kleinen Tiere kleben bleiben. Auch Schlupfwespen lassen sich gegen die weiße Fliege einsetzen.

Gegen den Befall von Blattläusen müssen keine Chemikalien eingesetzt werden, denn in der Regel kommen die Pflanzen von ganz alleine damit klar. Unterstützend kann man Schmierseife oder Holzasche auf die Blattlauskolonien geben. Auch das Abwaschen mit klarem Wasser genügt häufig. Für meine Hühner habe ich immer eine Flasche Kieselgur (Silikatstaub) da, das ich vorbeugend gegen Parasiten verwende. Mit dem feinen Sprühnebel lässt sich die Anzahl der Blattläuse im Gewächshaus auf natürliche Art und Weise eindämmen.

Auch meine damals kleine Nichte liebt das „Gewexhaus“

                                       

2 Kommentare zu „Glücklich Gärtnern im Gewächshaus

  1. Hallo Carmen,

    Verrätst Du mir ein paar Eckdaten zum Anbau Deiner Tomaten im Gewächshaus? Wann säst Du aus und ob die Tomaten später ins Freiland kommen oder drin bleiben?

    Lg
    Sabine

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    1. Hallo Sabine, ich beginne mit der Aussaat Ende Februar oder Anfang März. Ich benutze Ton- oder Kunststofftöpfe, außerdem magere Aussaaterde. Die feinen Samenkörnchen lege ich mit genügend Abstand auf die Erde und drücke sie leicht an. Dann siebe ich etwas Aussaaterde drüber (maximal 3-fache Samendicke) und befeuchte die Erde mit einer feinen Brause (siehe Beetschwestern-Beitrag vom 18.6.2018). Die Töpfe stehen bei mir im Haus auf einer hellen Fensterbank. Die Tomatensamen haben eine lange Keimdauer und brauchen 20-25 Grad um überhaupt zu keimen. Sind die Pflänzchen gut 5 cm hoch, vereinzele ich sie. Die Jungpflanzen bleiben so lange im Zimmer, bis keine Fröste mehr zu erwarten sind, etwa Mitte Mai. Erst dann erhalten sie ihren eigentlichen Platz im Gewächshaus. Habe ich zu viele Pflanzen vorgezogen, setze ich diese einzeln in größere Töpfe oder Kübel. Sie bekommen dann einen möglichst überdachten, warmen Platz im Garten oder ich verschenke sie an meine Nachbarn oder Beetschwestern. Aber, wie im Beitrag erwähnt, ist die Freilandernte je nach Wetterlage nicht sehr ergiebig.
      Ich wünsche dir Spaß und viel Erfolg mit deiner Anzucht!
      Liebe Grüße,
      Carmen

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