Kräuterwissen · Leckereien

Löwenzahn, taraxacum officinale*, Kuhblume, Pusteblume, Butterblume, Pferdeblume…

Es ist seine Zeit, an jeder Ecke erstrahlt das leuchtende, nach Honig duftende Gelb als intensiver Farbklecks. Satte, überdüngte Wiesen werden wie ein Teppich mit der samtenen Blüte überzogen. Der Löwenzahn ist die Zeigerpflanze für diese Bodenbeschaffenheit. Robust, ausdauernd, selbstbewusst treibt er seine Pfahlwurzeln in die Erde und erscheint mit einer grundständigen Rosette aus ganzrandigen, gelappten oder fiederspaltigen Blättern (Löwenzähne) an der Oberfläche. Die Korbblütlerin ist ein Beispiel dafür, wie eng Genuss und Heilmittel zusammenhängen. Bei Gartenbesitzern ist der Löwenzahn nicht sehr beliebt, in der Volksheilkunde genießt er hohes Ansehen.

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Beschreibung

Die Pflanze ist mehrjährig und sehr vielgestaltig. Die Blätter haben je nach Bodenbeschaffenheit eine andere Form (mehr oder weniger fiederspaltig). Der Löwenzahn wird 30 cm hoch und kann eine 20 bis 50 cm lange, bis zu 2 cm dicke Pfahlwurzel haben. Seine gelbe Blüte besteht aus unzähligen Lippenblüten, die ein endständiges Körbchen bilden. Sie bietet von Anfang April bis Mitte/Ende Juni ein reichhaltiges Pollenangebot.

Eigenschaften

Die ungeheuere Vielfältigkeit dieses Wildkrauts lässt es zum Superstar avancieren. Die Pflanze besitzt eine große blutreinigende, stoffwechselanregende und leberstärkende Kraft. Sie schmeckt bittersüß, ist harntreibend, abführend, antirheumatisch, verdauungsfördernd, entzündungshemmend und abschwellend. Sie bringt den Organismus nach den Wintermonaten wieder in Schwung.

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Ernte

Die ganze Pflanze ist nutzbar. Sie ist wider einer weit verbreiteten Meinung in keinen Teilen giftig.

Ab dem Frühjahr kann sie für die weitere Nutzung geschnitten werden. Die Blätter werden zu Saft verarbeitet oder getrocknet für Aufgüsse, Flüssigextrakte und Tinkturen genutzt. Bei Gemüsepflanzen junge oder blanchierte Blätter nach Bedarf abzupfen. Die Wurzeln nimmt man am besten im Herbst von 2-jährigen Exemplaren auf, da sie den höchsten Anteil an Inulin ** (40 %) aufweisen und am wenigsten bitter sind. Sie haben es wirklich in sich: Sie weisen eine große Menge an verschiedenen Vitaminen, Kohlenhydraten und vor allem Kalium (Entwässerung) auf.

Der hohle, mit weißem Pflanzensaft gefüllte Stängel soll durch Auftupfen Warzen zum Verschwinden bringen und den Juckreiz bei Insektenstichen mildern.

Küche

Die frischen Blätter werden meist als Salat oder blanchiert als Gemüse verzehrt. Aus den Blüten bereitet man Wein, nach Honig schmeckendes Gelee oder Likör. Die Wurzeln werden geröstet und gemahlen und als koffeinfreier Kaffee-Ersatz verwendet. Man kann sie auch frisch verwenden, um zum Beispiel eine Tinktur ***anzusetzen.

Rezepte aus dem Buch „Von der Wiese auf den Teller“ von Rudi Beiser

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Eingelegte Blütenknospen

Zutaten: 1 Zwiebel, 1 Paprikaschote, 3 El Olivenöl, 700 g geschlossene Löwenzahnknospen, 8 getrocknete Tomaten in Öl, 2 EL Tomatenmark, 1 TL Oregano, Pfeffer, Salz, 30 g Sonnenblumenkerne:

Zubereitung: Gehackte Zwiebeln und in Würfel geschnittene Paprika 3 Min. in Öl andünsten Dann Löwenzahn, fein gehackte Tomaten, Tomatenmark und Oregano dazugeben und unter Rühren weitere 4 Minuten garen.

Salzen und pfeffern und mit gerösteten Sonnenblumenkernen garnieren.

Löwenzahn-Blüten-Gelee

Zutaten: 250 g Löwenzahnblüten, 2 Bio-Zitronen, 1 Bio-Orange, 800 ml Wasser, 1 kg Gelierzucker

Zubereitung: Die grünen Hüllblätter der Blüten entfernen. Die gelben Blüten mit in Stücke geschnittenen Zitronen und Orangen im Wasser aufkochen und 30 Minuten auf kleiner Flamme ziehen lassen. Den Topfinhalt abfiltern und mit dem Gelierzucker mischen.

Nochmals 5 Minuten kochen und heiß in vorbereitete Schraubgläser füllen. Mit dem Deckel verschließen, umdrehen und 5 Minuten auf dem Deckel stehen lassen.

* officinale bezeichnen Pflanzen mit einer arzneilichen Wirkung. Offizin (dt.) ist ein veralteter Ausdruck für Apotheke. Pflanzen mit diesem Artnamen werden schon sein ihrer Benennung von Apothekern als Heilmittel verwendet.

** Inulin besteht größtenteils aus unverdaulichen wasserlöslichen Fructosepolysacchariden und wird in der Ernährung bei Diabetes mellitus verwendet. Inulin wird nicht zu Glukose abgebaut, deshalb wird auch kein Insulin zur Verstoffwechslung benötigt; ein großer Vorteil für Diabetiker.

*** Tinkturen sind flüssige, meist alkoholische Drogenauszüge (Droge = trockenes Kraut).

2 Kommentare zu „Löwenzahn, taraxacum officinale*, Kuhblume, Pusteblume, Butterblume, Pferdeblume…

  1. Es hat noch nie ein Löwenzahn
    Mensch oder Tier Leid getan.
    Äußerst friedlich ist das Ganze
    und eine wunderschöne Pflanze.
    Sie siedelt strebsam mit den Winden
    und alle Wiederkäuer finden
    ihren Verzehr höchst appetitlich.
    Sie aber bleibt bei all dem friedlich.
    Weil sie auch dem Satz vertraut:
    „Jedes Rindvieh braucht sein Kraut!“
    Solange andere wiederkäuen,
    darf sich ihre Art erfreuen.
    Denn Nützlichkeit lässt sich ermessen
    an dem, was andere von dir fressen.

    aus „Pusteblume“ , 13 lyrische Sämereien von Hartmut Gelhaar

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