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Kraftpaket Löwenzahn

Die dottergelben Blüten des Gemeinen Löwenzahns leuchten ab April bis Juni wie kleine Sonnen von überall her. Leider ist die Wildpflanze gerne als lästiges Unkraut verschrien. Wir sollten uns über ihr Auftauchen freuen, da die unverwüstliche Staude viele Vorteile bietet. Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe ist sie ein heimisches Kraftpaket, das nicht nur unseren Speisezettel aufwerten kann.

Der Löwenzahn mag stickstoffreiche Böden, kann sich aber auch als anspruchslose Pflanze an allen anderen sonnigen Standorten etablieren. Er ist eine klassische Pionierpflanze, die gerne Ruderalflächen besiedelt, die einmal menschlich genutzt wurden.

Wenn wir uns die Pflanze einmal genauer anschauen, dann fallen die stark gezahnten Blätter auf, die je nach Bodenbeschaffenheit mehr oder weniger eingeschnitten sind. Der Blattaustrieb beginnt mit einer grundständigen Blattrosette, die das Betreten oder Mähen ohne weiteres toleriert. Der Blüten- und Blattstiel ist hohl und am Innenrand mit einer milchigen Flüssigkeit gefüllt, die wider einiger Gerüchte nicht giftig ist. Die gelbe Blüte ist eine sogenannte Scheinblüte, die aus unzähligen Zungenblüten besteht, die wie ein Teller angeordnet sind. Später bildet sich die bekannte Pusteblume, deren gerillte Früchte mit einem Büschel feiner, weißer Haare, wie Fallschirmchen, versehen sind. Der Korbblütler bildet eine dicke Pfahlwurzel, die bis zu einem Meter lang werden kann.

Milchsaft im Stängel

Aus ökologischer Sicht ist der Löwenzahn auch eine interessante Pflanze, bei der man sich wirklich überlegen sollte, sie nicht komplett aus dem Garten zu verbannen. Von ihr können andere Pflanzen indirekt profitieren. Mit ihrer langen Wurzel ist sie in der Lage Nährstoffe an die Erdoberfläche zu ziehen und für andere Pflanzen verfügbar zu machen. Er gilt somit als ein natürlicher Dünger. Der Löwenzahn kann auch komprimierte, verhärtete Böden lockern, obwohl er lieber in lockeren Böden wächst. Aber manchmal wird er an Stellen gesehen, wo eigentlich kaum Wachstum möglich ist, wie Fugen oder Asphaltritzen.

Die Blüten sind ein wahres Insektenmagnet. Nimmt man sich einmal die Zeit und beobachtet die gelben Blütenköpfe, dann bemerkt man schnell, dass von der Biene, dem Käfer oder Schmetterling bis zur Ameise alle möglichen hungrigen Interessenten vorbeischauen. Übrigens müssen Bienen circa 10.000 Blüten anfliegen, um 100 g Honig zu produzieren. Es profitieren auch Vögel, wie z.B. der Stieglitz oder der Distelfink, auf deren Ernährungsplan die Samen stehen. Ein Samenkopf kann 50 – 180 Samen enthalten. Sie sind bis zu 9 Jahren keimfähig.

Der Löwenzahn hat einige nützliche Inhaltsstoffe. Nach dem Naschen bemerkt man sofort die gesunden Bitterstoffe. Sie sorgen dafür, dass die Leber angeregt wird und wirken zusätzlich verdauungsfördernd. Das Wildkraut ist ebenfalls besonders reich an Beta Carotin, Vitamin B1, Vitamin B2, Niacin, Eisen, Kalzium, Magnesium und Vitamin A, E und Vitamin C. Sowohl Blätter als auch die Wurzel enthalten neben der großen Menge Bitterstoffe auch Cumarine, ein Aromastoff, der nach dem Trocknen durch Abspaltung duftendes Aglykon freisetzt. In der Löwenzahnwurzel befinden sich zusätzlich Schleimstoffe und Inulin.

Inulin ist ein Mehrfachzucker, der für den Menschen unverdaulich ist, aber sehr gute Effekte auf die Darmgesundheit hat.

In sehr geringen Mengen ist auch Latex in der Wildpflanze enthalten. Daraus wurde bereits eine Gummialternative hergestellt, was eine Alternative zum Gummibaum darstellt.

Bei etlichen pathologischen Beschwerden kann der Löwenzahn innerlich oder äußerlich angewendet, beispielsweise in Form eines Flüssigextrakts, einer Tinktur, eines Aufgusses, lindernd wirken. Zu nennen wären Gallenblasen- und Harnwegsbeschwerden, Gallensteine, Gelbsucht, Zirrhose, Dyspepsie mit Verstopfung, Ödeme im Zusammenhang mit Bluthochdruck und Herzschwäche, chronische Gelenk- und Hautbeschwerden, Gicht, Ekzemen, Schuppenflechte und Akne.

Tipp für eine leberentgiftende Frühjahrskur

Iss am ersten Tag einen Stängel Löwenzahn mit Blüte, am zweiten zwei Stängel und so weiter bis zum 10. Tag. Dann geht es wieder rückwärts bis du am 20. Tag wieder bei Null angekommen bist.

Vielleicht ist es anfänglich geschmacklich gewöhnungsbedürftig, aber relativ schnell bemerkt man die Bitterstoffe kaum noch, und es fällt nicht mehr schwer die Stängel zu essen.

Löwenzahn ist eine der wichtigsten Pflanzen zur Unterstützung unserer Leber!

In der Küche werden die frischen Blätter meist blanchiert als Gemüse oder roh im Salat verzehrt. Aus den Blüten bereitet man Wein und Gelee. Die Wurzeln werden geröstet und gemahlen als koffeinfreier Kaffee- Ersatz oder gebraten als Gemüse oder Salattopping verwendet. Die Knospen können süß-sauer fermentiert oder (siehe Foto) in Kokosöl mit Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen gebraten werden. Nutzt man den Löwenzahn aus dem eigenen Garten als Gemüsepflanze, sollten die Blüten frühzeitig entfernt werden, bevor die Samen auf Reisen gehen.

Sammeltipp

Der Löwenzahn kann sehr gut Schwermetalle akkumulieren, das bedeutet, er sollte nicht in der Stadt oder überhaupt an der Straße gesammelt werden. Auf stark mit Gülle überdüngten Wiesen ist das Sammeln auch nicht empfehlenswert, vielleicht doch einfach im eigenen Garten oder an naturbelassenen Orten.

Verblühter Löwenzahn

Wunderbar stand er da im Silberhaar.
Aber eine Dame,
Annette war ihr Name,
machte ihre Backen dick,
machte ihre Lippen spitz,
blies einmal, blies mit Macht,
blies im fort die ganze Pracht.
Und er blieb am Platze
Zurück mit einer Glatze.

(Josef Guggenmos)

5 Kommentare zu „Kraftpaket Löwenzahn

    1. Liebe Martina,
      ganz lieben Dank für deine Rückmeldung. Auf dass wir die wunderbare Pflanze mit anderen Augen sehen.
      Herzliche Grüße aus Wetter-Ruhr,
      Birgit

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