Gärtnern

Von Rhabarbertöpfen und Bleichglocken

Rhabarber gehört zu den ersten Köstlichkeiten des Frühlings. Mit Hilfe eines Bleich- oder Treibtopfes gelingt es, die erste Ernte um etwa drei Wochen vorzuverlegen. Das Ergebnis sind helle Stangen mit einem zarten, feinen Aroma und deutlich weniger Säure.

Das Bleichen und Vorziehen von Rhabarber (Rheum rabarbarum) hat in unseren Gärten eine lange Tradition. Schon vor Jahrhunderten benutzte man speziell dafür hergestellte Töpfe oder Glocken aus Ton, die ein gutes Klima gewährleisten und noch dazu im Gemüsebeet sehr dekorativ aussehen. Da diese heute weder preiswert noch einfach zu bekommen sind, kann man ersatzweise Maurerfässer oder Pflanzkörbe zu Bleichzwecken umfunktionieren. Wenn man Gefäße aus Kunststoff einsetzt, muss gewährleistet sein, dass die Pflanze darunter atmen kann, damit sie nicht fault. Sobald sich Ende Februar die ersten neuen Triebspitzen des Rhabarbers zeigen, bringt man rund um die Staude etwas gehäckseltes Material als Mulchschicht auf. Bei der Zersetzung dieser Mulchschicht entsteht zusätzliche Wärme, die für das Wachstum förderlich ist und den Boden auch in kalten Nächten vor dem Auskühlen schützt. Durch das Klima erster wärmender Sonnenstrahlen und durch einen nährstoffreichen Boden kann man bereits nach vier Wochen mit der ersten Ernte leckeren Rhabarbers rechnen. Die langen, hellen und schlanken Stangen müssen nicht geschält werden und sind eine feine Delikatesse. Dieses schnelle Wachstum bedeutet Stress, denn der Rhabarber „schießt“ sozusagen auf der Suche nach Licht. Nach der ersten Ernte darf er dann wachsen, wie es seinem normalen Rhythmus entspricht. Als letzter Erntezeitpunkt gilt der 24. Juni, der Johannistag. Wegen des zunehmenden Oxalsäuregehalts kann der Rhabarber bei späterem Genuss zu Unverträglichkeiten führen. Im Herbst bekommt er dann eine ordentliche Portion gut abgelagerten Kompost oder Stallmist. So ist er vorzüglich versorgt für eine gute Ernte im Folgejahr.

Eine Rhabarberstaude kann durchaus zehn bis fünfzehn Jahre alt werden. Wenn sie zu groß wird oder im Wachstum schwächelt, kann man sie teilen und an einen neuen Standort setzen. Dieser sollte sonnig oder halbschattig beschaffen sein. Die Staude sollte nicht zu tief gepflanzt werden, damit die Rhizome nicht faulen. Rhabarber liebt nährstoffreichen und tiefgründigen Boden, Staunässe bekommt ihm nicht.

Rhabarbertöpfe, Treibtöpfe oder Bleichglocken haben unterschiedliche Größen und Höhen. Oft wurden sie speziell für die Küchengärten ihrer Besitzer hergestellt und mit einem entsprechend eingebrannten Muster oder Zeichen versehen. Auch die Formen, Deckel oder Verzierungen geben Hinweise auf Herkunft und Besitz. Nach wie vor gibt es Bleichtöpfe in verschiedenen Größen, mit und ohne Deckel. Wer sie im Winter draußen stehen lassen möchte, sollte auf entsprechende Winterhärte achten.

Kleinere Töpfe dienen perfekt zum Bleichen von z. B. Löwenzahn, Chicoree oder Endiviensalat.

Herstellerfirmen in Deutschland sind rar, da es kaum Brennereien gibt, die geeignete Öfen für diese großen Töpfe haben. Trotzdem gibt es Bezugsquellen:

oder
De Boschhoeve
Dineke Logtenberg
Boshoeve 3
6874 NB Wolfheze (bij Arnhem)
tel. 026-482123
 

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