Unsere heimische Flora hat im Laufe der Evolution Strategien entwickelt, um sich vor der Kälte zu schützen. Die Pflanzen können dem Frost nicht davonlaufen, sich in wärmende Kleidung hüllen oder sich warmzittern.
STRUKTURELLE VORBEREITUNGEN
Sommergrüne Bäume und Sträucher befördern alle wertvollen Bestandteile der Blätter durch die Leitbündel in wasserlöslicher Form bis in Äste und Stämme, um sie zu speichern. Danach werfen sie ihre Blätter ab und die Wasserzufuhr wird gestoppt. Damit der Laubfall nicht tausende nässende Wunden entstehen lässt, wird schon im Spätsommer eine Trennschicht aus Kork gebildet. Vorerst bleiben noch die Blattleitbündel offen, die den Abtransport der Abbauprodukte sichern. Später, wenn die Wasserversorgung eingestellt wird, werden auch die letzten Leitbündel verstopft und das Blatt fällt ab. Der Baum ruht, bis er die passende Temperatur verspürt und der Transport der eingelagerten Stoffe nach oben beginnt, wo die Knospen schon darauf warten zu platzen. Dann wird erneut Photosynthese betrieben, um viel Energie für weiteres Wachstum zu produzieren.
Für viele Pflanzen haben Eis und Schnee bei Temperaturen unter 0 Grad eine Schutzfunktion. Die Schneedecke hält den Frost ab und isoliert.

Geophyten (Pflanzen mit Überdauerungsorganen, um schlechte Zeiten zu überleben), lassen im Winter ihre überirdischen Teile abfrieren und legen Energiedepots an. (Krokus, Bärlauch, Scharbockskraut …)

Einjährige überwintern als Samenkorn oder Frucht, wie z. B. das Hirtentäscherl oder der Wiesenbärenklau.
Wasserpflanzen sinken in eisfreie Tiefen und nutzen so die Schutzfunktion, die die Eisschicht bei Null Grad Celsius bietet. Ein Teich muss allerdings mindestens 80 cm tief sein.
Rosettenpflanzen liegen auf dem Boden auf und schaffen sich unter der Schneedecke ein günstiges Mikroklima (Löwenzahn, Gänseblümchen, Nelkenwurz…).
INNERBETRIEBLICHE VORBEREITUNGEN
- Die innerbetrieblichen Vorbereitungen sehen so aus, dass Depots für Reservestoffe, wie Stärke, Öl mit Photosynthese-Überschüssen (Zucker) aufgefüllt werden. Diese Reserven benötigen die Pflanzen für den Basisstoffwechsel und den Frühjahrsaustrieb.
- Frostschutzmittel in Form von Zucker, Salzen, Aminosäuren werden eingelagert. Sie verhindern die Eiskristallbildung in den Zellen, dadurch wird der Gefrierpunkt erniedrigt. Eiskristalle sind spitz und scharf und können die Biomembranen in den Zellen zerstören.
- Die Membranen werden durch Fette kältestabil und geschmeidig gemacht.
- Das Wachstum wird eingestellt.
Bei Frost ist die Luft außerordentlich trocken und es steht kein Bodenwasser zur Verfügung. Die Pflanzen müssen sich vor Wasserverlust schützen. Blätter atmen durch Spaltöffnungen, diese heißt es zu schützen, damit der Wasserverlust durch Transpiration möglichst gering gehalten wird. Aus dem Grunde rollen sich Blätter bei großer Kälte, aber auch Hitze, zusammen, sind extra dick (Wachsschicht), haben eine Nadelform, versenken ihre Spaltöffnungen in Gruben oder schützen sie durch dichte Behaarung. Das hat den Sinn, die Verdunstung zu verringern und die Pflanze schadlos durch den Winter zu bringen.
Allerdings sollte man bei zu lang anhaltenden Wintern oder bei Topfpflanzen überhaupt, nicht vergessen ab und zu zu gießen. Die meisten der Pflanzen, die es nicht über die Kälteperiode geschafft haben, sind nicht erfroren, sondern verdurstet.