
In diesem Jahr konnte ich erst Ende Juli den ersten Honig von meinen Völkern schleudern. Die Frühjahrsernte war wegen schlechtem Wetter komplett ausgefallen. Noch im Mai musste ich mich um die Futterversorgung meiner Bienen sorgen, es war zu lange kalt und frostig.
Vor dem eigentlichen Schleudern muss ich einige Vorbereitungen treffen. Zuerst einmal muss man einen bienendichten, hygienisch sauberen Ort zum Schleudern haben. Ein Wasseranschluss sollte auch vorhanden sein. Alle verwendeten Werkzeuge sollen natürlich auch sauber sein, ich bearbeite schließlich ein Lebensmittel.
Um an die vollen Waben zu gelangen, sollten natürlich alle Bienen ihren Arbeitsplatz auf den Wabenrähmchen verlassen haben. Wie mache ich das? Freiwillig hören die Bienen nicht auf die Honigwaben zu bearbeiten. Am Tag vor der Honigernte schiebe ich die „Honigflucht“ unter den Honigraum. Das ist ein Brett mit einem Einsatz, durch den die Bienen zwar aus dem Honigraum kommen, aber nicht wieder hinein. Dazu muss ich aber erst einmal den Honigraum vom Bienenvolk herunter heben. Ein voller Honigraum wiegt schnell mal 25 kg. Da muss man schon was in den Armen haben, um den Kasten erst herunter zu heben und anschließend wieder aufzusetzen. Zumal die einzelnen Etagen des Bienenkastens von den Bienen gut mit Propolis gegen Zugluft zusammengepappt sind.
Handschleuder mit Doppelsieb und Honigeimer. Die verdeckelten Waben müssen vor dem Schleudern geöffnet werden.
Am nächsten Tag, wenn ich die vollen Waben hole, sitzen dann nur noch ein paar Bienen im Honigraum. Die werden sanft mit dem Imkerbesen von den Wabenrähmchen gefegt. Ich hänge die geernteten Rähmchen nur zu siebt in einen bienendichten Kasten, mehr kann ich nicht tragen. Eine volle Wabe wiegt ca. 2 kg. Dann geht’s per Schubkarre zum Auto. Das Ganze muss zügig erfolgen, da die Bienen natürlich sofort wieder auf die duftenden Rähmchen fliegen.
Im Schleuderraum fange ich gleich an die Wabenrähmchen zu entdeckeln. Die Bienen versiegeln fertig befüllte Waben mit einer Wachsschicht. Sie tuppern sie sozusagen ein. Sie sollen ja bis ins nächste Jahr hinein frisch bleiben. Diese Wachsschicht muss vor dem Schleudern natürlich runter, sonst läuft der Honig ja nicht heraus.
Das entdeckelte Wachs und der daran sitzende Honig werden gut aufbewahrt. Ich fülle diese Masse in ein feines Sieb und hänge es über eine Schüssel. Was dann unten herausläuft ist Tropfhonig. Bevor es Honigschleudern gab, war dies die gängige Methode zur Honiggewinnung. Oder der Honig wurde durch eine Honigpresse gedrückt. In vielen Ländern wird noch ohne Mittelwand geimkert. Da bauen die Bienen ihr Wabenwerk noch ohne Vorgabe selbst. Dadurch entsteht der sogenannte “Scheibenhonig“. Das Wachs wird dabei einfach mit gegessen.
Aber wir gewinnen den Honig in der Schleuder, wobei uns die Zentrifugalkraft hilft. Der gewonnene Honig fließt durch ein Doppelsieb in einen großen Eimer. Der muss, gut verdeckelt, einige Tage ruhen. Dann kann ich die letzten Wachspartikel, die dann nach oben gelangt sind, abschöpfen.
Nach dem Schleudern bringe ich alle Rähmchen wieder zurück zu den Bienenvölkern. Jetzt sind sie auch erheblich leichter. Aber dennoch bin ich am Ende eines Schleudertages ziemlich erledigt vom Schleppen und brauche dringend eine Dusche um mich zu entkleben. Ich bin jedes Mal sehr stolz und dankbar, wenn ich sehe was meine Bienen wieder geleistet haben.
Das klingt anstrengend und toll! 🙂 Ein kleines Wunder was die Bienen da zaubern! Toll, dass sie das doofe Wetter gut überstanden haben und trotzdem noch Honig gemacht haben!
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Hallo Mary,
Die Honigernte ist jedesmal wegen der Schlepperei und Heberei ziemlich anstrengend. Aber wenn ich das Ergebnis sehe, bin ich immer aufs Neue tief beeindruckt. Abertausende Flug und Sammelstunden sowie eine Menge Arbeit im Bienenstock werden zu leckerem Honig.
Viele Grüße
Annette
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