Märchenhaft schön blühen die Holunderbüsche je nach Standort von Anfang Mai bis Ende Juli. Sie verströmen einen Duft von Honig und Muskatwein. Früher wuchs bei jedem alten Kotten und jedem Bauernhaus ein Holunderstrauch. Nicht umsonst nannte man ihn die Apotheke beim Haus und nicht zuletzt galt er als Schutzbaum vor schwarzer Magie, Hexen, Feuer und Blitzeinschlag.

Holunder – holuntar (althochdeutsch) bedeutet ‚heiliger Baum‘. Der Wohnsitz der germanischen Naturgöttin Holda wurde im Holunderbaum vermutet. Viele weitere Legenden und Mythen umgeben die Pflanze.
Ein deutsches Märchen:
„Es wird erzählt, dass die gute Frau Holle einst, als sie, wie üblich, über die Erde spazierte und den Stimmen der Menschen, der Tiere und der Pflanzen lauschte, einen einsamen Strauch mitten auf einem verschneiten Feld stöhnen hörte. „Weshalb jammerst du?“ fragte sie. „Ach, Frau Holle“, antwortete der Strauch,“ich bin so einsam. Kein Tier, kein Mensch beachtet mich. Noch nicht einmal der Besenbinder, denn er will nur starke und biegsame Ruten wie die der Birke. Kannst du mir nicht auch geeignete Zweige geben, damit der Besenbinder mich zu den Wohnungen der Menschen bringt?“ „Deine Gestalt kann ich nicht ändern“ antwortete Frau Holle. „Aber dein Wunsch soll dennoch nicht unerfüllt bleiben.“ Und Frau Holle strich sanft mit ihrer Hand über die Äste des Strauchs. „Ich will dich schmücken mit unzähligen duftenden Blüten, und mit ebenso vielen Früchten. Beide werden den Menschen Heilung und Stärke bringen, und bald wirst du nicht mehr einsam sein.“ Als der Frühling kam, stellten die Menschen fest, dass der einsame Strauch mitten im Feld über und über mit weißen Blüten von lieblichem Duft bedeckt war. Und zum Sommerende hin pickten die Vögel die dunklen Beeren mit Behagen auf. Die Menschen kosteten auch die Beeren, und fanden sie wohlschmeckend. * Bald entdeckten sie, dass die Blüten und Beeren Heilwirkung besaßen und sie holten den Strauch nahe an ihre Häuser. Und sie gaben ihm einen Namen: Holler, oder Frau Holles Baum. Daraus wurde Holunder.“
* Holunderbeeren nicht roh essen. Sie enthalten das cyanogene Glycosid Sambunigrin, das in Gegenwart von Wasser giftige Blausäure abspaltet. Erst durch Erhitzen wir dieser toxische Stoff unschädlich gemacht.

Traditionell wird aus der Blüte Sirup, Tee und Gelee hergestellt. Ich möchte im Weiteren zwei einfache, sehr köstliche Rezepte vorstellen. Die Ernte der Blüten sollte in einer sonnigen Periode am frühen Vormittag geschehen, wenn ihr Wirkstoffgehalt am höchsten ist. Die Blütenschirme nicht waschen, einfach eine kleine Weile liegen lassen, sollte sich ein Insekt verirrt haben, wird es die Behausung verlassen.
Gegrillte Holunder-Äpfel
4 mittelgroße Äpfel – etwas Zimt – 4 EL Holunderbeeren – 4 EL Schlagsahne – Butterflocken
Das Alufolie in viereckige Stücke schneiden und einfetten. Äpfel aushöhlen und auf die Alufolie setzen. Die Holunderbeeren leicht mit Zimt bestreuen und in die Äpfel füllen. Je 1 EL Schlagsahne auf die Beeren gießen und mit einer Buterflocke belegen. Folie gut verschließen. Die verpackten Äpfel etwa 15 Minuten im Backofen (Grillstufe) grillen.
Gebackene Holunderblüten
6 Holunderblüten – 100 g Mehl – 125 ml Milch – 2 El Honig – 1 Ei – Öl – Zimt und Zucker
Aus den Zutaten einen Pfannkuchenteig rühren und ihn 30 Minuten ruhen lassen. Die Blüten vorsichtig unter den Teig heben und die Pfannkuchen ausbacken. Anschließend mit Zimt und Zucker bestreuen und servieren.
Zum Beitragsbild: Der Holunderblütentee wirkt schleimlösend, schweißtreibend, fiebersenkend und wird – wie auch der Saft der Beeren – bei Erkältungskrankheiten eingesetzt.
Ein Kommentar zu „Holler – die Blüte kann etwas „Holunder – Sambucus nigra““