Ab Mitte August nehmen die Inhaltsstoffe und ätherischen Öle in den Heilpflanzen ab. Die Pflanzen sammeln die Kräfte nun in ihren Wurzeln, um im nächsten Jahr wieder gesund austreiben zu können. Daher ist die Erntezeit im Herbst, wenn die Blätter leicht welk werden, die Pflanzen aber noch gut erkennbar sind. Man wählt einen Tag, dem mehrere warme, trockene voraus gegangen sind.
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Ich möchte vorab einen kleinen Ausflug in die Botanik vornehmen:
Welche Aufgaben haben Wurzeln ?
Sie durchwachsen auf der Suche nach Wasser und Nährsalzen, der Produktion von Phytohormonen * und der Symbiose mit Pilzen (Mykorrhiza) den umgebenden Boden und verankern gleichzeitig die ganze Pflanze im Erdreich. Es entsteht schließlich ein Wurzelsystem, das jeden Kubikzentimeter Boden auf der Suche nach Wasser und Nährstoffen durchwurzelt. Das Wachstum der Wurzel erfolgt von der Wurzelspitze aus. Diese nimmt auch durch die Ernährungszone, die wenige Millimeter von der Spitze entfernt ist, die Nährstoffe und das Wasser durch die Zellwände auf.
Wie unterscheiden sich Tief- und Flachwurzler?
Je nach Tiefe des Wurzelwachstums unterscheidet man die Pflanzen und Bäume in Tief- oder Flachwurzler.
Beispiele:
Tiefwurzler → Tanne, Schwarzwurzel, Löwenzahn, Mohrrübe
Flachwurzler → Fichte, Rasengräser, Efeu, Kiwi
Im Gegensatz zu den Tiefwurzlern breiten die Flachwurzler ihre Wurzeln flach unter der Bodenoberfläche aus. Sie sind vor allem auf flachgründigen Böden wie auch auf solchen mit einem hohen Grundwasserstand beheimatet. Bei der Pflanzung von Bäumen ist es besonders wichtig, im Hinblick auf den Standort (windexponiert oder nicht, Nachbarschaft) darauf Rücksicht zu nehmen.
Wie kann der Gärtner die Wurzelentwicklung fördern?
Da die Wurzel die Pflanze mit Wasser und Nährstoffen versorgt, beeinflusst die Wurzelentwicklung die Entwicklung der gesamten Pflanze.
Einige gärtnerische Maßnahmen, die das Wurzelwachstum fördern, im Überblick:
* Pikieren (Vereinzeln) von Sämlingen
* Häufiges Verpflanzen von Pflanzen
* Umstechen von Pflanzen (z. B. Gehölzen)
* Anschneiden von Wurzelspitzen fördert vor dem Pflanzen die Wurzel- und damit die Ballenbildung.
* Anhäufeln bestimmter Pflanzenarten (Tomate, Gurke, Bohne, Kartoffel)
* Verwendung nährstoffarmer Vermehrungssubstrate
* Einsatz von Bewurzelungshormonen bei der Stecklingsvermehrung
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Die Phytotherapie nutzt die heilende Kraft der Wurzel-Heilkräuter !
Wo helfen Wurzelkräuter unserer Gesundheit?
Je nach Pflanzenart können Wurzelkräuter an verschiedenen Bereichen des Körpers helfen:
Alant (Inula helenium): Bronchien, Magen, Verdauung
Engelwurz (Angelika spec.): Magen, Darm
Baldrian (Valeriana officinalis): Nerven, Psyche
Beinwell (Symphytum off.): Knochen, Sehnen
Blutwurz (Potentilla erecta): gegen Durchfall, Wundheilung
Eibisch (Althaea off.): Bronchien
Klette (Arctium lappa): Leber, Galle, Haare
Löwenzahn (Taraxacum officinale): Verdauung, Leber, Rheuma
Meerrettich (Armoracia rusticana): Verdauung

Nelkenwurz (Geum urbanum): Fieber, Blutungen, Verdauung
Quecke (Agropyron repens): Haut, Blutreinigung
Süßholz (Glycyrrhiza glabra): Magen
Wegwarte (Cichorium intybus): Verdauung, Leber, Galle
Wie verarbeite und lagere ich Wurzeln?
Die Wurzeln werden gründlich mit Wasser und einer Gemüsebürste gereinigt, kranke, faulige Stellen werden herausgeschnitten und zu feine Wurzeln abgeknipst. Man kann sie frisch verwenden oder trocknen. Da dicke Wurzelstücke sehr lange zum Trocknen brauchen und folglich Schimmelgefahr besteht, spaltet man sie auf. Diese können wie Dörrbohnen, Apfelscheiben aufgefädelt, aufgehängt und getrocknet werden. Auch eignen sich Dörrautomaten, Heizungskeller oder der Ofen (nicht über 50 Grad). Gelagert werden die Wurzeln möglichst dunkel in geschlossenen Gefäßen, vor Schädlingen wie Motten geschützt.
Verarbeitet werden sie zu Tees, Tinkturen, Essenzen, Salben und anderen Heilmitteln.
2 Rezepte von vielen Möglichkeiten (siehe u.a. Blogbeiträge zur Pastinake, Beinwell, Haferwurz):
Der Löwenzahnwurzel-Kaffee wurde früher als Ersatzkaffee aufgebrüht, als die Kaffeebohne kaum erschwinglich war.
Löwenzahnwurzel-Kaffee
Für diese Köstlichkeit vergangener Zeiten gräbt man die Wurzeln des Löwenzahn aus, reinigt sie, zerteilt sie in kleine Stücke und backt bzw. röstet sie entweder auf dem Backblech im Herd oder in einer Pfanne, bis sie schön braun sind.
Nach dem Abkühlen mit kochendem Wasser überbrühen (etwa 1 EL Wurzeln auf ½ Liter kochendes Wasser) und mit Milch genießen, evtl. Honig genießen.
Brennnesselwurzeltee
1 TL grob pulverisierte oder geschnittene, getrocknete Brennnesselwurzel mit 150 ml kaltem Wasser übergießen, zugedeckt erwärmen und kurz aufkochen lassen und nach 10 Minuten abfiltern. Täglich 3 – 5 Tassen trinken.
Diese Art der Teezubereitung gilt für alle Arten von Wurzeln. Die Zubereitungsart nennt sich Mazeration (kalter Aufguss), dadurch werden die Inhaltsstoffe einer harten Wurzel am besten gelöst.
* Phytohormone: Pflanzeneigene organische Verbindungen, die als primäre Botenstoffe Wachstum und Entwicklung der Pflanzen steuern und koordinieren (Wachstumsregulatoren). Primäre und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die wir für unser Wohlbefinden nutzen können.
…habe gerade nochmal meinen Kommentar gelesen: er sollte jetzt auf keinen Fall hochnäsig klingen, in dem Kochhaushalt meiner Mama gab es dieses wunderbare alte Wissen leider nicht….und wenn man mal was nicht weiß urteilt man manchmal vorschnell Dinge ab
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Meine Oma sprach immer begeistert vom „Löwenzahnwurzel-Kaffee“…für meine Mama ein „Arme-Leute-Kaffee“ deswegen bin ich nie in den Genuss gekommen…das hole ich jetzt nach und trinke einen Tee auf das alte Wissen meiner Oma und auf Dich Birgit und Deine wunderbaren Beiträge
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Liebe Caro, danke! Nimm den Spaten und los geht es. Es ist so einfach und es gibt sehr viele
interessante Rezepte für den Verzehr und für die Naturkosmetik. Vieles kann man in Öl ausziehen und zur Salbe verarbeiten. Dann schau mal, was dein Garten für die Hausapotheke bietet.
Viele Grüße, Birgit
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Liebe Beetschwestern,
was für ein toller Artikel! Vielen Dank für die wunderbare Inspiration. Da geh ich doch bald mal gucken, was in meinem Garten alles tolles unter der Erde ist. Schönen Sonntag und liebe Grüße,
Caro
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