Gärtnern

Haferwurz- der weiße Bruder der Schwarzwurzel

Die Haferwurzel (auch Weißwurzel), ein fast vergessenes Gemüse, stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Schon die alten Griechen und Römer kannten die Haferwurzel als aromatische Gemüsepflanze. In Europa hält sie inzwischen in Belgien, England und Frankreich Einzug in die Gourmetküche. Die Heilkräfte der violett blühenden Haferwurzel sind noch unbekannter als ihr Nährwert. Für alle, die Freude daran haben sich vollwertig, schmackhaft und gesund zu ernähren, unbedingt zu empfehlen! Mein Rezept im Anhang!

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Steckbrief:

  1. Inhaltsstoffe: Kalium, Calcium, Magnesium, Inulin, Schleim, Vitamine
  2. Korbblütler (Asteraceae)
  3. Essbar ist das Rhizom, die Triebe und die Blüte.
  4. Der Samen bleibt etwa 2 Jahre keimfähig.
  5. Wuchshöhe 50 – 120 cm
  6. Zweijährig
  7. Winterhart bis maximal – 25 °
  8. Verwandt mit dem Wiesenbocksbart.
  9. Bei Wühlmäusen eher unbeliebt.
  10. Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe wirkt sie abführend, blutreinigend, harntreibend und krampflösend.
  11. Anwendungsgebiete: Arteriosklerose, Blasenerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Gallenerkrankungen, Leberschwäche, Verstopfung.
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Wenn der Boden nicht durchlässig genug ist, kommt es zu bizzarren Formen.

 

Kultur:

  1. Aussaatzeit: Ab Mitte März bis Ende April direkt ins Freiland.
  2. Aussaattiefe: 2 – 3 cm tief in Reihen, optimale Keimtemperatur: +3 – 10 °C
  3. Reihenabstand: 30 – 40 cm
  4. Pflanzabstand: 8 – 10 cm
  5. Standort: sonnig bis halbschattig
  6. Wärmebedarf: niedrig – mittel
  7. Nährstoffbedarf: gering – mittel
  8. Boden: Tiefgründige, humose, gut gelockerte und gut gedüngte Böden, die auch etwas kalkhaltig, aber nicht sauer sein dürfen.
  9. Ernte: Im Oktober legt die Wurzel ordentlich an Dicke zu. Deswegen erst ab Ende Oktober ernten. Es kann durch den Winter weiter frisch geerntet werden bis ca. April. Hat die Blüte eingesetzt, wird die Wurzel holzig und unbrauchbar.

Diese leckere alte Gemüsepflanze eignet sich sehr gut für Diabetiker. Der Inhaltsstoff Inulin beeinflusst den Blutzuckerspiegel nicht. Er ist ein besonderer Ballaststoff, der die Aufnahme von Calcium und Magnesium erhöhen kann und dem Körper hilft, Mineralstoffe besser zu speichern. Auch die Darmflora wird positiv dadurch beeinflusst,  dass sich gute Darmbakterien ansiedeln, während die unerwünschten Darmbewohner reduziert werden. Inulin ist unter anderem in Schwarzwurzeln, Topinambur, Zwiebeln und Chicoreé zu finden.

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Die Wurzeln enthalten reichlich weißen Milchsaft, der sich ähnlich wie bei Schwarzwurzeln an der Luft braun verfärbt (besser Handschuhe tragen). Nach dem Schälen schnell mit Zitrone beträufeln oder in ein Wassergefäß mit Säure (Zitrone/Essig) legen.

Haferwurz in der Küche:

Die längliche, geschälte Wurzel kann in leicht gesalzenem Wasser bei einer Garzeit von 15 Minuten ganz oder geschnitten gekocht werden.

Wie andere Wurzeln oder Rüben können sie auch im Backofen gegart werden.

Ebenso roh gerieben im Salat sehr empfehlenswert.

Auch zarte Triebe, Blätter (beides in leicht gesalzener Butter gebraten) und Blüten (roh) sind essbar und können den Speisezettel bereichern.

Rezept für 4 Personen:

Haferwurzel mit Schalotten-Frühlingszwiebel-Confit

Zutaten für das Confit:

10 Schalotten  -4 EL Butter – 1,5 EL brauner Zucker – 200 ml Portwein – 60 ml Orangensaft – 2 EL dunkler Balsamico

Schalotten häuten, fein hacken und in 2 EL zerlassener Butter anschwitzen. Mit dem Zucker bestreuen und karamellisieren lassen. Dann mit dem Wein und Saft ablöschen und circa 20 Minuten sanft schmoren lassen.

Zutaten für das Gemüse:

800 g Haferwurz – 150 ml Gemüsebrühe – Salz – Pfeffer – 1 Frühlingszwiebel (alternativ 2 EL Schnittlauchröllchen, 2 EL feingeschnittener Bärlauch)

Die Wurzeln schälen, waschen und in 2 cm lange Stücke schneiden. Die restliche Butter zerlassen und die Wurzeln darin anschwitzen. Die Brühe angießen und das Gemüse zugedeckt 8 – 10 Minuten gar dünsten. Eventuell noch etwas Brühe nachgießen. Leicht salzen und pfeffern und mit fein geschnittenen Frühlingszwiebeln bestreuen.

Das Confit mit Essig abschmecken, salzen, pfeffern.

Beides zusammen servieren !

Mein Bestand an Haferwurz wird sich in diesem Jahr verdoppeln – der Geschmack begeistert mich. 

Ich plädiere für die Erhaltung der Vielfalt unserer Nutzpflanzen.

 

 

4 Kommentare zu „Haferwurz- der weiße Bruder der Schwarzwurzel

  1. Hallo, ich habe Ihr Rezept nachgekocht, allerdings ohne Bärlauch – den bekommt man je nach Wetter nur ab Ende März bis Mitte Mai frisch – die Wurzeln sind sehr schwer zu bekommen – ab Anfang Oktober. Ich habe leider keinen eigenen Landbesitz und obwohl ich in einer ländlichen Gegend lebe und einige Bio-Höfe abgeklappert habe war es nicht einfach. Die Zubereitung ist eigentlich genau so wie Schwarzwurzeln, die man wesentlich einfacher auf Bauernmärkten findet. Aber sollte man die Möglichkeit bekommen diese Wurzel zu ergattern, lohnt es sich auf jeden Fall.
    Grüße aus Oberbayern

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    1. Lieber Herr Weiß, das freut mich sehr, dass Ihnen das Rezept gefällt. Tatsächlich kann ich die Wurzel auch hier nicht in Märkten finden, was sehr schade ist. Sie schmeckt einfach köstlich. Vielleicht können Sie einige Exemplare in einem tiefen Topf ziehen oder einfach zum Blühen bringen. Die Blüte ist wunderschön. Viele Grüße aus NRW, Birgit Kramps

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  2. Ganz lieben Dank für die kurze und doch sehr aussagekräftige Beschreibung zum Hauswurz, der gerade in unserer Solawi-Kiste liegt. Jetzt bin ich gespannt, wie er schmecker wird.

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