Natur und Kräuter in den Alltag integrieren, das ist einfacher als gedacht. Die Erntezeit ist jetzt im Sommer. Aus dem Grunde möchte ich euch mit zwei ganz einfachen Konservierungs- und Auszugsmöglichkeiten bekannt machen.

Meist muss man keine großen Wege machen, um die ersten wertvollen Kräuter zu finden. Im Garten, vor der Haustür, beim Spaziergang – überall bieten sich gute Sammelmöglichkeiten.
Wir sollten die Inhaltsstoffe der Kräuter für unsere Gesundheit nutzen, um unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren, und das ohne Nebenwirkungen. Allein das Sammeln in der Natur, anschließende Zubereiten und in hübsche Behältnisse verpacken, lässt Alltagssorgen vergessen und stimmt uns positiv. Noch ein Pluspunkt für das Immunsystem.
Im Gegensatz zu pharmazeutischen Produkten handelt es sich bei pflanzlichen Drogen um einen ganzen Wirkstoff-Cocktail, nicht um isolierte Reinsubstanzen. Standort, Klima, Ernte und Verarbeitung beeinflussen den Gehalt der Inhaltsstoffe.
Ätherische Öle, Cumarine, Alkaloide, Bitter- und Gerbstoffe, Flavonoide, Saponine, Schleim- und Scharfstoffe sind einige der sekundären Inhaltsstoffe. Die Pflanze bildet sie, um sich vor Fraßfeinden zu schützen, um Bestäuber anzulocken, eigene Krankheiten zu behandeln oder zum Sonnenschutz. Wir sollten diese sekundären Pflanzenstoffe nutzen, aber nur so dezent, dass den Pflanzen genügend Möglichkeiten zum erneuten Wachstum bleibt.
Bärlauchblütenöl zur Abwehrstärkung Gundermanntinktur bei schlecht heilenden Wunden und zur Stoffwechselförderung Das Öl der Knoblauchsrauke liefert wertvolle Vitamine und Mineralstoffe
Bereits im Altertum wurden verschiedene Auszugmittel verwendet, um die wertvollen Inhaltsstoffe auch außerhalb der Erntezeit nutzbar zu machen: hochprozentiger Alkohol, Öle, Essige, Weine, Salze, Honig…
Ich bin gerade im Tinkuren- und Ölflow (* Erklärung unten) und möchte euch teilhaben lassen.
Tinkturen
Diese alkoholischen Pflanzenauszüge sind reich an natürlichen Antioxidantien, ätherischen Ölen, entzündungshemmenden, antiviralen und antibakteriellen Stoffen und sollen sogar krebshemmend wirken. Diese Herauslösung der heilbaren Substanzen mit hochprozentigem Alkohol nennt man Mazeration.
Tinkturen können vielfältig genutzt werden, verdünnt in Tropfenform bei verschiedenen Befindlichkeiten oder in der Naturkosmetik als Cremes, Lotionen, Zahncremes, Shampoo und Haarwasser. Äußerlich wirken sie pur oder verdünnt direkt auf der Haut oder auf einem Wickel angewendet.
Birkenblätteröl (Cellulite Öl) Gundermannöl für die Kräuterküche Gänseblümchenöl entzündungshemmend und wundheilend
Rezept:
50 g getrocknete oder 100 g frische Kräuter, gesäubert und zerkleinert.
200 ml Alkohol (Wodka oder Doppelkorn mind. 40 %)
Die Kräuter werden in ein Schraubglas gegeben und mit Alkohol aufgefüllt. Alle Pflanzenteile sollten vollständig bedeckt sein. Das verschlossene Glas sollte jetzt mindestens 4 Wochen reifen. Dabei wird es ab und an geschüttelt und nach Ablauf der Zeit durch einen Kaffeefilter gegossen und in ein dunkles Fläschchen abgefüllt. Kühl aufbewahrt halten sich die Mazerate bis zu einem Jahr.
Vogelmierenöl für Massagen und Salben Schafgarbentinktur bei Entzündungen Holunderblütentinktur für die Naturkosmetik
Ölauszüge
Rezept:
Ebenso einfach herzustellen sind heilende Ölauszüge. Dabei werden gesunde Pflanzenteile an einem trockenen Tag gesammelt und eventuell weitergetrocknet. Je weniger Wasseranteil, umso länger die Haltbarkeit. Die Pflanzenteile werden in ein sauberes Glas geschichtet und mit dem Basisöl komplett bedeckt. Ich nehme Sonnenblumenöl, bei der späteren Verwendung in der Naturkosmetik gerne Mandelöl.
Auch dieser Auszug sollte an einem warmen Ort ohne direktes Sonnenlicht 3 – 5 Wochen ziehen. In den ersten Tagen wird das Öl nur mit einem Tuch bedeckt, damit noch Restflüssigkeit abziehen kann. Danach mit einem Deckel fest verschließen.
Nun jeden zweiten Tag leicht schütteln, was die Gefahr der Schimmelbildung verringert und bei der Lösung der Wirkstoffe hilft. Nach der Reifezeit werden die Pflanzenteile durch ein sauberes Tuch abgeseiht und in dunkle Glasflaschen abgefüllt.
Gänseblümchentinktur
gegen unreine HautTinktur aus der kleinen Braunelle wirkt antibiotisch Walnusstinktur bei Hauterkrankungen
Die Beschriftung mit Datum nicht vergessen! Für die Haltbarkeit sollte die Orientierung am ursprünglichen Verfallsdatum des Basisöls reichen. Verlängern lässt sie sich durch die Beigabe einiger Tropfen Vitamin E, was antioxidativ wirkt und das Ranzigwerden verzögert.
Wer sich nicht sehr gut mit den Wildkräutern auskennt, kann auch bekannte Küchenkräuter wie Rosmarin, Oregano, Thymian, Petersilie und Co nutzen. Ansonsten bieten sich nun Ringelblume, Schafgarbe, Lavendel, Kamille, Minze, Melisse, Verbene, Johanniskraut… an. Die Anzahl der für uns gesunden und nutzbaren Kräuter ist im Sommer unendlich lang.
Die Wirkweisen der Pflanzen lassen sich sehr gut im Netz recherchieren oder ihr fragt mich. Ich freue mich darauf. Grundsätzlich möchte ich euch ermutigen, den Heilpflanzen und Selbstheilungskräften des Körpers zu vertrauen.
Lavendelöl für die NaturkosmetikSpitzwegerichtinktur bei Insektenstichen
Bitte keine Selbstdiagnosen stellen, bei Befindlichkeitsstörungen immer den Rat eines Arztes aufsuchen und mit ihm Behandlungen absprechen.
*Flow bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit. Das trifft es perfekt.
Liebe Birgit,
das war wieder einmal ein Post so ganz nach meinem Geschmack!!!
Und bis auf die Walnuss-Tinktur waren mir auch alle anderen Tinkturen oder Öle bekannt.
Ich kenne die Walnussblätter als heilgebend bei Hauterkrankungen, aber dann als Aufkochung der getrockneten oder frischen Blätter!
Was hältst Du für das intensivere Verfahren? Wobei ist die Heilwirkung, nach Deiner Auffassung, besser?
Ich freue mich schon auf die Antwort von Dir!
Alles Liebe
Heidi
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Liebe Heidi, eigentlich hatte ich schon längst geantwortet, aber wo ist die hin, die Antwort ???? Erst einmal, danke für dein Lob!! Bei Hauterkrankungen kommen die Gerbstoffe ins Spiel. Durch Abkochungen kannst du sie schneller extrahieren. Tinkturen brauchen etwas Zeit. Der Alkohol in den Tinkturen, großflächig aufgetragen, trocknet die Haut aus. Somit wäre die Abkochungen, je nach Fläche, die bessere Methode. Ich tupfe nur, das passt. Tinkturen halten länger! Ich kann leider nicht beantworten, ob die Wirkungen einen großen Unterschied ausmachen. Viele Grüße, Birgit
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