Als meine Gartenleidenschaft noch in den Kinderschuhen steckte, gab es für mich nur drei Jahreszeiten, die ich bei der Gestaltung meines Gartens berücksichtigte: Frühling, Sommer und Herbst. Den Winter ließ ich außen vor. Doch im Laufe der Zeit und durch die Beschäftigung mit den Besonderheiten des eigenen Grundstücks, entwickelte sich ein anderer Blick. Ich erkannte, wie wichtig Strukturen sind, die den Garten gliedern und ihn dadurch im Winter in seiner Natürlichkeit besonders reizvoll und attraktiv erscheinen lassen.
Der Blick durch das Fenster
Der hauptsächliche und tägliche Kontakt mit unserem Garten entsteht durch den Blick durch das Fenster. Wir sehen jahreszeitliche Veränderungen, beobachten das Wetter, freuen uns über Blüten- und Blattschmuck, der unsere Beete lebendig macht. Wir registrieren, ob unsere Terrasse geschrubbt oder der Rasen gemäht werden muss. Genauso kann dieses Fenster den Rahmen für die Gestaltung unseres Gartens bilden, gemäß eines Gemäldes, das wir uns durch gezielten Einsatz von Pflanzen aller Art kreieren können.
Bäume und Gehölze sind die wichtigsten Elemente zur Schaffung von Strukturen im eigenen Garten, denn diese bilden seine Konstante. Dazu gehören Heckenpflanzen wie die immergrüne Eibe, Taxus baccata, die sich durch einen strengen Formschnitt perfekt zur Gliederung einzelner Gartenräume eignet. Die Rotbuche, Fagus sylvatica, hält ihr vertrocknetes Laub bis ins Frühjahr und bietet Sichtschutz, ist aber auch ein attraktiver Hingucker. Ihre Wirkung kommt besonders zur Geltung, wenn man sie mit anderen Sträuchern und immergrünen Gehölzen mixt. Auch das knorpelige, nackte Astwerk der Hainbuche, Carpinus betulus, hat seinen Reiz. Oder der immergrüne Buchs, Buxus sempervirens, der sich zu Knoten, Kugeln oder Kegel formen lässt.
Besitzt man einen Garten, in dem alte, eingewachsene Gehölze stehen, ist das nicht nur aus ökologischer Sicht ein bedeutsamer Vorteil. Bäume kosten, wenn man sie neu pflanzt, je nach Art und Größe eine Menge Geld und brauchen viele Jahre, um ihren eigentlichen Habitus zu entfalten. Sinnvoll und klug ist, die bereits vorhandenen Gehölze in den Gestaltungsplan mit einzubeziehen. Alte Bäume wie Linde, Eiche, Buche, Kastanien oder auch Obstbäume wie Birne, Kirsche, Pflaume oder Apfel, geben dem Garten Seele und Ausstrahlung. Für Gartenfreunde, die ihren ersten Garten anlegen oder ihn verändern möchten, bieten Baumschulen und Gärtnereien eine große Auswahl. Nachstehend ein paar Beispiele, die nach Merkmalen gegliedert sind, die sich im Winter besonders hervorheben.
Stamm
Ein Baum, dessen glänzend weiße Rinde sich vor dunklen Gartenecken abhebt und ein Anziehungspunkt für unser Auge ist, ist die Himalayabirke, Betula utilis var. jaquemontii. Sie erreicht eine maximale Höhe von fünfzehn Metern und kann sechs bis zehn Meter breit werden. Im Handel ist sie ein- und mehrstämmig zu beziehen. Im eigenen Garten sollte man ihr bei einer Neupflanzung den Platz einräumen, den sie langfristig benötigt, da sich ein späterer Rückschnitt nachteilig auf Gestalt und Gesundheit des Baumes auswirkt.
Blüte, Duft und Frucht
Die Kornelkirsche, Cornus mas, gehört zu den klein bleibenden Bäumen. Sie wächst langsam und erreicht eine maximale Höhe von etwa acht Metern. Ab Februar wird sie von Wolken kleiner gelber Blüten überzogen, die ein bisschen nach Honig duften und eine erste Nährstoffquelle für Bienen sind. Aus der Blüte entstehen kleine rosinenartige Früchte, die einen hohen Gehalt an Vitamin C haben und sich zu Marmelade, Gelee und Likör verarbeiten lassen. Für Vögel stellt die Kornelkirsche ein hochwertiges Schutz- und Nährgehölz dar.
Der Apfeldorn, auch Lederblättriger Weißdorn genannt, Crataegus lavallei ‚Carrierei‘, ist das ganze Jahr über attraktiv. Im Mai erscheinen kleine weiße Blüten, die in großen Dolden zusammensitzen und Bienen und Hummeln magnetisch anziehen. Den Duft des Apfeldorns nimmt man über größere Entfernungen hinweg wahr. Er kann sehr dominant sein, deshalb würde ich eine Pflanzung direkt an einer Terrasse ausschließen. Kleine rote Früchte entstehen ab Ende August. Zusammen mit den langen Dornen ergibt sich ein wunderbarer Schmuck, der sich lange bis in den Winter hält. Der Baum wächst langsam und erreicht im Laufe der Jahre eine maximale Höhe von sieben Metern, seine Breite erreicht etwa vier Meter.
Als Strauch ist der Winterjasmin, Jasminum nudiflorum, ein besonderer Lichtblick an so manchem trüben Wintertag. Seine strahlenden, hellgelben Blüten, die lange vor dem Laubaustrieb erscheinen, hängen an locker überbordenden Zweigen. Dieser Strauch entfaltet seine Optik besonders gut vor einem ruhigen Hintergrund wie z.B. Efeu oder an einer Hauswand. Wird er als Kletterpflanze erzogen, kann er eine Höhe von fünf Metern erreichen. Die Äste müssen jedoch angebunden werden, da die Pflanze selber keine Klettereigenschaften besitzt.
Die Zaubernuss, Hamamelis, ist ein klein bleibender Strauch oder Baum. Sie wächst langsam und erreicht eine Höhe von maximal drei Metern. Es gibt inzwischen verschiedene Arten und Sorten, die sich auch durch unterschiedliche Blütenfarben unterscheiden. Die fädrigen Blüten der Zaubernuss erscheinen zwischen Dezember und Februar und duften wunderbar dezent nach frischen Mandeln. Im Sommer ist die Zaubernuss eher unscheinbar, im Herbst verwandeln sich die Blätter je nach Sorte in ein Feuerwerk von Farben. Besonders hervorzuheben ist hier die Hamamelis intermedia ‚Feuerzauber‘, die ab Januar kupferrot blüht und deren Laub im Herbst eine tiefrote, spektakuläre Farbe annimmt.

Blatt
Gehölze, die ihr Laub im Winter behalten, kommen besonders zur Geltung, wenn ihre unmittelbaren Nachbarn ihr Laub verloren haben. Mit Rauhreif oder Schnee überzogen sehen sie besonders hübsch aus. Immergrüne gibt es in vielen Größen, Blattformen und grünen Schattierungen. Beachten muss man jedoch, dass sie im Winter über ihre Blätter weiter Wasser verdunsten, also Wasserbedarf haben, der über den gefrorenen Boden nicht abgedeckt werden kann. Wenn immergrüne Pflanzen nach dem Winter braune oder abgestorbene Stellen aufweisen, ist das in der Regel nicht der Frost der zugeschlagen hat. Die Pflanzen sind einfach vertrocknet.

Die Stechpalme, Ilex, gibt es in vielen verschiedenen Varianten. Pyramidenförmig, breitbuschig, klein und strubbelig, dunkelgrün, glänzend, goldgelb, panaschiert, borstig-dornig, weich-pieksig. Ihr besonderer Fruchtschmuck aus vielen kleinen roten Beeren macht sie zu einem Hingucker im winterlichen Garten. Die Beeren dienen vielen Vögeln als Winterfutter. Außerdem ist der Ilex ein schützender Unterschlupf für Zitronenfalter.
Viele Kirschlorbeersorten besitzen großes, glänzendes, immergrünes Laub, das im Winter das Sonnenlicht wunderbar reflektiert. Sie werden oft gepflanzt, um einen ruhigen Hintergrund zu bilden oder Sichtschutz zu bieten. Diese dunkellaubigen Gehölze verbreiten schnell eine deprimierende Stimmung, wenn man zu viele von ihnen pflanzt, deshalb sollte man sie, wie auch Koniferen, sparsam einsetzen. Ich selber habe die Strauchrose „Schneewittchen“ zeitgleich zwischen drei Exemplare der Sorte Prunus laurocerasus ‚Herbergii‘, gesetzt. Diese Rose verliert früh ihr Laub, deshalb ist sie in meinen Beeten nicht besonders attraktiv. Zwischen den Kirschlorbeeren heben sich ihre weißen Blüten in den Sommermonaten jedoch wunderbar vor dem dunkelgrünen Laub ab. Kirschlorbeeren sind sehr schnittverträglich. Bei Neukauf empfiehlt es sich, auf die Frosthärte zu achten.
Harmonische Strukturen lassen sich ergänzend durch kleine Gräser, z. B. die Japansegge, Carex morowii ‚Variegata‘ und große Gräser, z. B. das Chinaschilf, Miscanthus, Farne und Blattschmuckstauden wie die Bergenie erzielen. Aber auch ein Weg, eine alte Mauer, ein Teich, ein Totholzhaufen, eine alte Gartenbank, ein verwunschenes Gartenhaus oder ein Rosenbogen sorgen für eine heimelige und schöne Wintergartenatmosphäre.