Manchmal ist es tatsächlich einfach, ein Urlaubsziel zu finden, das alle Bedürfnisse von Mann und Frau unter einen Hut bekommt. Kostbare Tage, die Entspannung und Wohlbefinden von der Haarwurzel bis zum kleinen Zeh erzeugen. Ruhe und Aktivität inmitten einer intakten Natur und wunderbaren Landschaft, viel Sonnenschein, Gärten zum Besichtigen, und eine gute und gesunde Küche machen den Urlaub zu einem nachhaltigen Erlebnis!
Unsere diesjährige Reise führte uns nach Südtirol. Genauer gesagt nach Schenna, einem kleinen Ort mit ca. 3.000 Einwohnern, wenige Kilometer nordöstlich von Meran. Schenna deshalb, weil ich einen Bericht über den Oberhaslerhof gelesen hatte, einem Bauernhof inmitten von Wein- und Apfelplantagen. Mit einem Bauerngarten, in dem viele Stauden, Gemüsen und Kräuter wachsen und die Bäuerin Kräuterexpertin ist. Damit sah ich meine Bedürfnisse schonmal ganz gut abgedeckt. Und mein Gatte? Dessen größte Leidenschaft ist das Motorradfahren, das in der grandiosen Berglandschaft der Dolomiten, die inzwischen zum UNESCO-Weltnaturerbe gehören, ja auch fantastische Möglichkeiten bietet. Außerdem wandern wir gerne, schauen uns hübsche Städte an, besuchen bunte Wochenmärkte und genießen die freie Zeit bei einem Glas Wein oder einem Capuccino. Wenn dann noch eine Beetschwester dabei ist und ihr ebenfalls Motorrad fahrender Ehemann, steht einem gelungenen Urlaub nichts mehr im Weg. La dolce vita!
Südtirol ist das größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet Europas. Es bietet mit etwa 300 Sonnentagen im Jahr ein perfekt mildes Klima für den Obst- und Weinanbau. In den Tälern steigen die Temperaturen auch im Mai schon auf etwa 30 Grad, während es in den höher gelegenen Regionen deutlich kühler ist und auf den Berggipfeln noch Schnee liegt. Zwischen bäuerlichem Traditionsbewusstsein und spürbarem Innovationsgeist, hat sich das Land einem soliden Lebensstil verschrieben, der sich auf das Leben in und mit der Natur gründet. Unter dem Motto „Südtirol Balance“ haben Touristen und Besucher in vielen Orten die Möglichkeit, Dinge rund um Natur, Genuss und Gesundheit zu erleben. Dazu gehören u.a. geführte Pilgerwanderungen, Reitausflüge, Weinproben, Wildkräuterführungen, Kochkurse, Führungen durch die Apfelplantagen oder Weinberge, Imkern, Klettern, Baden und Gymnastik, Radfahren, Kneipp-Anwendungen und Besichtigungen aller Art. Für alle, die das Leben lieben und genießen!
Zahlreiche Wanderungen haben wir in den zwei Wochen unternommen. Sie führten uns an den alten Waalwegen entlang, durch lichte Wälder, an uralten Bergbauernhöfen vorbei, an türkisfarbenen Seen, durch Wildblumenwiesen oder durch Schnee bis auf 2.260 Meter Höhe. Anfangs unter Fluch und Schmerzen, da wir „Flachländer“ verschiedenste Muskelgruppen unserer Beine wohl zu selten benutzen. Die Almen, die auf unseren Wegen lagen, waren immer ein willkommenes Ziel für eine kleine Mahlzeit oder ein kühles Bier und haben uns mit ihrer Aussicht in die Bergwelt für diverse Strapazen belohnt.
Natürlich waren Beetschwester Birgit und ich auf dem Oberhasler Hof von Familie Weger genau richtig. Wir konnten der sympathischen Bäuerin im Kräuter- und Gemüsegarten über die Schulter gucken, haben viel über die Nutzung und Wirkweise der Pflanzen gelernt und am Ende noch eine Einweisung in Kneipp-Anwendungen bekommen. Wir haben ihr exorbitantes Frühstück genossen und ihre leckeren Produkte aus dem eigenen Hofladen probiert. Der landwirtschaftliche Familienbetrieb, in dem drei Generationen mitarbeiten, erzeugt auf 2,5 Hektar Fläche hochwertige Weine, wie z.B. Chardonnay und Vernatsch, außerdem gibt es auf 8 Hektar tausende von Apfelbäumen, deren Obst in den Verkauf und in die Weiterverarbeitung, z. B. zu Apfelsaft, geht.
Ein besonderes Highlight war die gemeinsame Zubereitung von Wildkräuterknödeln, einer schmackhaften und gesunden Variante der in Südtirol beliebten Knödel. Diese sind so lecker, dass wir das Nachkochen unbedingt empfehlen.
Hier das Originalrezept von Frau Priska Weger vom Oberhaslerhof in Schenna:
Wilde Knödel – Kräuterknödel
Zutaten:
300 gr. Knödelbrot (2 Tage alte Brötchen, in kleine Stücke/Würfel geschnitten)
1/8 Liter Milch
4 Eier
1 Prise Salz
Pfeffer aus der Mühle
evtl. 1 Messerspitze Muskatnuss
100 Gramm gemischte Wildkräuter oder Gewürzkräuter
40 Gramm Butter
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
Außerdem:
50 Gramm Parmesan
60 Gramm zerlassene, braune Butter
Eventuell ein paar Blütenblätter, z.B. Ringelblume, Klee, Gänseblümchen
Zubereitung:
Die Kräuter schnell und kurz waschen, mit einer Küchenmaschine fein hacken, mit den Eiern zum Brot geben. Die gehackte Zwiebel und Knoblauch in Butter dünsten, dann die Milch dazugeben (eventuell Käsereste in der Milch zergehen lassen) und dann warm über das Knödelbrot gießen.
Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen und die Masse gut durchkneten. Aus der Masse Knödel formen. In einen großen Kochtopf mit kochendem Wasser die Knödel geben und ca. 15-20 Minuten leicht kochen lassen.
Wenn die Knödel „tanzen“, also im Salzwasser rollen, sind die Knödel fertig. Mit einer Schöpfkelle die Knödel herausnehmen und in eine flache, große Pfanne geben. Die Knödel mit reichlich frisch geriebenem Parmesankäse bestreuen und mit frisch zerlassener, brauner Butter servieren.
Tipp: In die Mitte des Knödels einen würzigen Käsewürfel geben, z. B. Bergkäse. Das macht den Knödel zu einem ganz besonderen Gaumenschmaus. Zusätzlich werden die wertvollen Mineralien der Wildkräuter, von unserem Körper in Verbindung mit dem Calcium des Käses, noch besser aufgenommen.
Tipp: Man kann die unterschiedlichsten Wildkräuter und Gewürzkräuter je nach Jahreszeit verwenden. Ich nehme von den Wildkräutern je 4-5 Blätter von 9 verschiedenen Kräutern, bis ich 100 Gramm habe. Dabei verwende ich je nach Jahreszeit: Brennnessel, Spitzwegerich, Breitwegerich, Bärlauch, Vogelmiere, Giersch, Gundelrebe, Löwenzahn, Ehrenpreis, Kriechender Günsel, Schafgarbenblätter, Frauenmantelblätter, Gartenmelde, Ringelblumenblätter, Pimpinelle, Zuckerwurzelblätter, Brunnenkresse, wilder Buchweizen, Borretsch, Gemüsemalve, Hirschhornwegerich, Speisechrysantheme, Gemüseamaranth, und vieles mehr.
All diese Wildkräuter kann man mittlerweile in Spezialgärtnereien kaufen und in den eigenen Hausgarten pflanzen.
Im Sommer nehme ich zu den Wildkräutern noch Gewürzkräuter dazu. Dabei nehme ich je 2-3 Blätter von 8 Wildkräutern und den Rest von einem Gewürzkraut bis ich 100 Gramm an Menge habe. Es ist besser, nicht so viele Gewürzkräuter auf einmal zu nehmen, damit man nicht zu viele unterschiedliche Geschmacksnoten hat.
Dabei verwende ich im Sommer und Herbst folgende Gewürzkräuter: Basilikumblätter und Blüten, Gewürztagetes, wilder Oregano, wilder Majoran, Zuckerwurzelblätter, Monardenblüten, Orangenthymian u.v.m.
Übrigens sind die Knödel zusammen mit einem frischen Salat ein vollwertiges Gericht. Viel Spaß beim Nachkochen und guten Appetit!
Na toll.. Knödel sind meine Leibspeise und ich hab heute noch nix gegessen :D.. Trotzdem tolle Einblicke. Ich LIEBE die Gegend um den Süden von Deutschland einfach. Berge, Tiere, Landschaften, frische Luft…Ich muss wohl auch nochmal hin und dort wandern….
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Hallo Simon,
die Knödel kann man im vorbereiteten, aber noch nicht gekochten Zustand auch gut einfrieren. So hättest du deine Leibspeise immer ruckzuck parat 🙂
Liebe Grüße,
Carmen
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Liebe Carmen,
so ein schöner Urlaubsbericht…da bekommt frau u. man gleich Lust die Koffer zu packen und los zu düsen. Schon oft habe ich den Südtirolurlaub angedacht, jetzt glaube ich, wird bald etwas daraus.!! …..und die Brennesseldüngung oder das Jauchen sind wirklich genial. Davon profitieren alle Pflanzen im Garten.
Hoffentlich können Sie noch eine Weile von diesem Urlaub “ schöpfen“, wenn der Alltag Sie wieder einholt.
liebe Grüße Dorothee Heinze
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Liebe Dorothee,
Südtirol kann ich Ihnen uneingeschränkt empfehlen! Es gibt so viel zu sehen und zu erobern. Die Vegetation ist fantastisch und das Bewusstsein für Tradition, Landschaft, Natur und Gesundheit hat mich wirklich verblüfft. Ihnen viel Vergnügen bei der Planung und eine gute Reise!
Herzliche Grüße,
Carmen
P.S. Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff sind traumhaft schön gestaltet. Man benötigt einen ganzen Tag, um sie zu besichtigen. Darüber werden wir später noch in diesem Blog berichten.
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