In meinem Garten hat sich ein neuer Bewohner eingerichtet. Ob er allein bleibt oder es eine ganze Familie wird, steht noch nicht fest.
An der Hauswand wächst eine alte Kletterrose, die ihre Triebe bis in den ersten Stock vor unser Esszimmerfenster schiebt. Sie hat auch einen Trieb unter die Blechverblendung der Fensterbank geschoben um sich gegen die heftigen Winde fest zu verankern. Gestern habe ich nun beobachtet, wie ein Zaunkönig emsig dabei ist, dort sein Nest zu bauen. Er fliegt eifrig Moos und Stöckchen ein, um sie unter der Blende mit der Rose zu verbauen.
Nun ist das Eigenheim fertig und der Bauherr sitzt stolz wie Oskar in der Rose und schmettert seine Großtat in die Runde. Dass aus so einem kleinen Körper so viel Gesang in dieser Phonstärke kommen kann, habe ich auch nicht erwartet. Wir sprechen hier von 9 Gramm Körpergewicht. Er reckt den Hals und wippt mit dem Schwanz, damit ihn zufällig vorbeikommende Zaunkönigdamen auch ja bemerken.
Zaunkönige müssen sich schon ordentlich ins Zeug legen, um ihre Damen zu beeindrucken. Sie bauen mehrere Nester und die Dame stimmt der Familiengründung nur zu, wenn eins davon genehm ist. Bis jetzt hatte ich immer angenommen, dass die Nester nur in Gebüschen und bodennah gebaut werden. Aber dieser Zaunkönigmann hat den Standortvorteil wohl erkannt. Katzensicher im ersten Stock und dornenbewehrt. Da kann er doch nur einen Vorteil haben bei der Brautwerbung.