Pflanzenwässer sind duftende Auszüge aus Heilpflanzen. Obwohl sie schon seit Jahrhunderten hergestellt werden, sind sie ziemlich in Vergessenheit geraten. Die Pflanzenwässer oder Hydrolate, Duftwässer, Blütenwässer entstehen als Kondensat des Destillationsdampfes im Kühler der Destille und enthalten die öllöslichen wie auch die wasserlöslichen flüchtigen Duftmoleküle und Wirkstoffe der Pflanzen.
Obwohl sie sehr sanft wirken, sind sie trotzdem hochwirksam und besitzen ein großes Anwendungsspektrum.
Die milden Pflanzenwässer eignen sich sehr gut für die Pflege der zarten Babyhaut, zur Anwendung bei Kleinkindern wie auch für die dünne, empfindliche Haut im Alter.
Haltbarkeit
Pflanzenwässer haben den Nachteil, dass sie sich nicht sehr lange halten. Ohne sorgfältige Handhabung können sie, je nach Auszug, schon nach einigen Monaten ihre Haltbarkeit überschritten haben. Sie sind dann verkeimt. Einige Tropfen ätherisches Öl oder 60 – 50 prozentiger Alkohol (bei trockener Haut eher nicht benutzen, da austrocknend) verlangsamen den Prozess. Wichtig ist eine lichtgeschützte, kühle und trockene Lagerung. Auch sind Flaschen mit Sprühaufsatz sinnvoll, so gelangen weniger Keime nach innen. Die Öffnung der Flaschen sollten nicht mit den Fingern berührt werden.
Herstellung von wässrigen Auszügen
Mit einem einfachen Verfahren lassen sich „Espresso-Hydrolate“ gewinnen, die sich für kosmetische Zwecke eignen, aber die echten Hydrolate nicht ersetzen.
Sie benötigen
Espressokocher – Schneidbrett und Messer – frische oder getrocknete Kräuter – eine kleine Flasche
Zubereitung
Es gibt sehr viele Pflanzen, die sich als Auszugsobjekte eignen, z.B. Rosen, Basilikum, Lavendel, Rosmarin, Thymian, Melisse oder Minze. Die frischen Pflanzenteile vor dem Köcheln grob zerkleinern. Den unteren Teil der Espressokanne mit Wasser füllen, den Trichter einsetzen und die klein geschnittenen Pflanzenteile locker hineingeben. Den oberen Teil der Kanne festschrauben und diese auf die Kochplatte stellen und erhitzen. Vom Herd nehmen, wenn ein leicht röchelndes Geräusch anzeigt, dass das heiße Wasser komplett durchgepresst wurde.
Das Hydrolat abkühlen lassen, sofort verwenden und mit 2 – 3- Tropfen eines ätherischen Öls haltbar machen. Bei korrekter Lagerung hält es sich 3 – 6 Monate.
Verwendung
Nutzen kann man es nun als Raumspray oder als Zutat bei der Herstellung von Cremes oder Gesichtswasser oder als Zusatz für ein gut duftendes Fuß- oder Vollbad.
***
Meine erstes selbsthergestelltes Hydrolat habe ich aus der Gundelrebe ausgezogen.
Der Gundermann oder Gundelrebe besitzt große Kräfte. Die Pflanze ist widerstandfähig und vital, und erobert sich im Garten mit der Unverwüstlichkeit der Wildkräuter immer wieder neue Bereiche. Sie ist mit viel Heilkraft ausgestattet. Genutzt wird das frische, zerkleinerte Kraut ohne Wurzel.
Das Wasser kann zur Behandlung von schlecht heilenden Wunden als Kompresse, in Wundspraymischungen und zu Waschungen verwendet werden. Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum wird das Gundermannwasser zum Gurgeln verwendet. Es beruhigt die Schleimhäute. Bei Erkältungskrankheiten, besonders Nasennebenhöhlenentzündung wird das Hydrolat für Inhalationen verwendet. Dafür passend wären die ätherischen Öle Kamille, Myrte oder Angelika.
In der Kosmetik kann man sich die entzündungshemmenden, zusammenziehenden, feuchtigkeitsspendenden, hautreinigenden, tonisierenden und den Stoffwechsel der Haut anregenden Eigenschaften zunutze machen.

Es würde sich auch sehr gut mit Frauenmantelwasser mischen lassen zur Pflege und Reinigung der unreinen Haut und bei hormonell bedingten Hautunreinheiten.
- 25 ml Gundermannwasser
- 25 ml Frauenmantelwasser
- 2 Tropfen ätherisches Rosengeranienöl
Verrührt zu einer Paste mit Heilerde kann es als Gesichtsmaske verwendet werden. Diese wirkt hautreinigend und entzündungshemmend.
Zu nutzen als Vital-Kräuter-Hauttonikum empfehle ich die Mischung:
- 10 ml Frauenmantelwasser
- 20 ml Gundermannwasser
- 20 ml Zitronenverbenenwasser
- 2 Tropfen Neroliöl
Es ergibt ein belebendes Tonikum für die müde, trockene schlecht durchblutete, schlaffe Haut. Es vitalisiert, strafft und stimuliert die Hautdurchblutung. Auf die Gesichtshaut sprühen und leicht einklopfen.
***
Wer Spaß an der Herstellung von Hydrolaten bekommen hat, dem empfehle ich die Nutzung einer Destille (siehe Beitragsbild). Die Inhaltsstoffe der Hydrolate, gewonnen durch den langsamen, schonenden Prozess des Herabtröpfeln (destillieren) sind intensiver.
Die Rezepte sind dem Buch „Das große Buch der Pflanzenwässer“ von Susanne Fischer-Rizzi entnommen.
Liebe Gisela,
vielen Dank, freut mich, dass es dir gefällt. Der Gundermann ist zwar sehr speziell im Geschmack, also dezent nutzen, aber er ist voller guter Wirkstoffe. 2 Tipps noch für die Küche: Bratkartoffeln mit Gundermann – genial! Und ganz einfach und im Geschmack vergleichbar mit After eight: Schokolierte Gundermannblätter! Blätter waschen, trocknen und mit geschmolzener Kuvertüre bestreichen. Ab ins Eisfach und als Deko für Süßspeisen nutzen. 3 Wochen Haltbarkeit im Kühlschrank. Eine nicht alltägliche Idee! Viel Spaß mit deinen Wildkräutern!!! Liebe Grüße, Birgit
LikeLike
Vielen Dank für diese interessanten Rezepte!
Ich habe so viele ‚Wildkräuter in meinem Garten und möchte sie so ausgiebig nutzen, wie es geht.
Und gerade Gundermann kommt in ivelen Kräuterbüchern gar nicht mehr vor.
LikeLike