Vor ca. 10 Jahren wuchs der Wunsch nach einem Rambler für meinen Garten in mir. Er sollte in Ermangelung von Bäumen über ein Metallspalier geführt werden und den Garten zur Nachbarschaft abschirmen. Außerdem wollte ich einen kleinen Platz im Schatten haben, da es auf unserer Terrasse im Hochsommer trotz Sonnenschirm sehr heiß ist. Das Metallspalier aus 3 cm Vierkantrohr wurde alsbald aufgestellt und ich konnte mich an die Auswahl des Ramblers machen. Welch eine Qual der Wahl! Da das Spalier eine L- Form von ca. 3 m mal 5 m hat, hatte ich meines Erachtens jede Menge Platz. Da würden doch sicher auch zwei Rosen passen. Ich entschied mich für Veilchenblau und Bobby James. Den Hinweis auf die Wuchshöhe auf dem Sortenschild am Topf ignorierte ich beim Anblick dieser zarten Pflänzchen im 3 Liter-Topf. In den ersten zwei Jahren wuchsen beide Rosen brav in die Höhe und ich leitete die Zweige durch das Spalier und freute mich wie Bolle über die Blüten und die Wuchsfreude. Nach ca drei Jahren hatten sich beide Rosen gut etabliert und Bobby James legte los. Wie ein Rüpel drängte er Veilchenblau recht ungestüm an den Rand und schickte seine tentakelartigen Zweige in alle Himmelsrichtungen, die auch noch rundherum mit messerscharfen Dornen besetzt waren. Die Rose am Schloss von Dornröschen ist bestimmt eine Bobby James gewesen. Wie ich nun bemerkte, ist Veilchenblau von zurückhaltender Wuchsart und zu meiner Freude ohne nennenswerte Dornen. Im vierten Jahr saß ich an einem windigen Tag unter meinem Rosenspalier und bemerkte auf einmal, dass das Ganze ziemlich im Wind schwankte. Es wurde mir etwas mulmig. Das Gewicht der Äste und der Blätter, zumal im nassen Zustand, ist nicht unerheblich. Inzwischen hatte Bobby James nicht nur einen Stamm, sondern vier, die jeder einen Durchmesser von 5 cm hatten. Bei einem genaueren Blick auf das Spalier entdeckte ich Stellen, an denen das Vierkantmaterial rund geworden war. Oh je ! Seitdem greife ich jedes Jahr nach der Blüte, die zugegebenermaßen ein Highlight im Juni ist, zur Schere. Diese Aktion dauert immer einige Tage und geht nicht ohne Blutverlust ab. Anschließend sehe ich aus, als hätte ich einen Kampf mit einer tollwütigen Katze gehabt. Trotz dicker Handschuhe und Schutzkleidung bohren sich die starken Dornen durch den Stoff.
Nachdem ich Bobby James nun schon in einigen Gärten gesehen habe, kapituliere ich vor seiner Wuchskraft, denn er ist bei mir noch lange nicht ausgewachsen. Mein Elan, für drei Wochen Blütenrausch Narben und Muskelkater zu ertragen, ist stark geschrumpft. Also habe ich dieses Jahr Nägel mit Köpfen gemacht und habe den Rambler heruntergeschnitten. Er muss gemerkt haben, dass es ihm ans Leder geht und hat sich mit allen Mitteln gewehrt.
Inzwischen gibt es auch Rambler auf dem Markt die mehrfach blühen und nicht so wuchsfreudig sind. Zum Beispiel Guirlande D’Amour. Bei meiner Pflanzenauswahl werde ich zukünftig nicht mehr so blauäugig vorgehen und Hinweisen auf dem Pflanzenschild glauben schenken.
Lieber Wolfgang, entschuldige ,dass wir erst heute antworten. Wir haben mit einigen Beetschwestern eine Reise nach Schottland gemacht und waren daher ein paar Tage nur analog unterwegs. Wir würden uns über eine (nachträgliche) Verlinkung auf Deinem wunderbaren Blog sehr freuen. 😉 Wir wünschen Dir einen schönen Sommer, die Beetschwestern.
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Die Erfahrung haben wir auch gemacht mit einer Bobby James, die in eine Pergola gewachsen ist. Das Ganze war uns auch irgendwann zuviel und wir haben sie entfernt. Nur wenn die Bobby James in einen Baum wachsen kann, ist sie pflegeleicht. Deinen Artikel würde ich gerne in meinem neuen Post für Samstag verlinken.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
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