Gärtnern

Kleine Bodenkunde

Die Grundlage allen Lebens ist ein Boden, auf dem Wachstum und Pflanzenvielfalt durch ein aktives und gesundes Bodenleben stattfinden kann. Seit Millionen von Jahren ernährt uns Mutter Erde und sorgt für unsere gefüllte Speisekammer. Durch Unkenntnis, Sorglosigkeit, intensive oder falsche Bewirtschaftung kann es zu Bodenermüdung oder zu Anbau- oder Nachbauschwierigkeiten kommen. Aber, was ist Boden überhaupt? Was sollten wir wissen und was können wir tun, um unseren Garten in ein blühendes Paradies zu verwandeln und unsere Böden gesund und ertragreich zu erhalten? Das Thema ist umfassend und es gibt ganze Bücher darüber. Hier ein kleiner Überblick über ein paar wesentliche Dinge.

Was ist Boden?

Boden hat vielfältige Funktionen:

  • Lebensraum: für Klein- und Kleinstlebewesen.
  • Wasserspeicher: speichert die Niederschläge als Vorrat für Trockenzeiten.
  • Nährstoffspeicher: produziert Nährstoffe aus organischem Material und speichert diese. Dazu speichert auch Nährstoffe aus zugeführtem Material (Dünger).
  • Wärmespeicher: speichert Wärme an warmen Tagen und gleicht Schwankungen im Tag- Nachtrhythmus oder in der Übergangszeit aus.
  • Luft- bzw. Gasaustauscher: neben der Belüftung des Wurzelbereichs, erfolgt Stickstoffaufnahme aus der Luft ebenso wie der Austausch von Kohlendioxid zwischen Boden und Luft.
  • Standortfaktor: bietet Raum für Wurzelwachstum, Halt und Standfestigkeit für die Pflanze.

Bodenentstehung

In den verschiedenen Regionen dieser Erde sind im Laufe vieler Jahrmillionen durch Erosion, Verwitterung und organische Prozesse die verschiedensten Böden entstanden. Dazu kommen Temperatureinflüsse, klimatische Bedingungen, Wasser und Säuren, Algen, Pilze, Bakterien, Flechten und Moose. Durch Pflanzenteile, Tierkadaver, Ausscheidungen und Zersetzungsprozesse durch Mirkoorganismen und Kleinstlebewesen, entstehen Böden mit den unterschiedlichsten Bedingungen für eine individuelle Pflanzenvielfalt.


Bodenarten

Die festen Bestandteile des Bodens setzen sich aus Gesteinsstückchen, Humuspartikeln und Mineralkörnchen zusammen. Unterschiedlichste Gemische aus Sand, Ton und Schluff werden als Bodenarten bezeichnet. Je nach Anteil spricht man von Sand-, Ton- oder Schluffböden.

Grobkörnige Böden sind häufig Sandböden, die ein großes Porenvolumen aufweisen. Dadurch ist eine kleinere Oberfläche für Nährstoffe und Wasser vorhanden. Der Vorteil von Sandböden, auch leichte Böden genannt, liegt in der guten Bearbeitung, in der schnellen Erwärmung und guten Belüftung, außerdem in ihrer wasserdurchlässigkeit. Sandboden ist ideal für (Wurzel-)Gemüse wie Möhren, Kartoffeln, Rettiche, Pastinaken, Rote Bete usw..

  • Bodenverbesserung mit Humus, z.B. gut verrottetem Stallmist, Gründüngung, z.B. Lupinen, einjährige Kleearten, Kompost. Einarbeiten von Lehm oder Bentonit (Fachhandel). Während des Pflanzenwachsstums mit Pflanzenjauchen düngen. Boden mit dünner Mulchschicht, z.B. Rasenschnitt, bedecken. Mulch verbessert die Bodenstruktur und lockt Regenwürmer an.

Feinkörnige Böden sind Lehm und Tonböden, die zwar kleine Poren besitzen, aber mit deren großer Oberfläche Wasser und Nährstoffe gut binden können.  Der Nachteil liegt in der schweren Bearbeitung, weshalb sie auch schwere Böden genannt werden. Schwere Böden wärmen sich langsamer auf, speichern die Wärme jedoch länger.

  •  Bodenverbesserung mit Sand und Humus, außerdem mit Kompost. Ist der Boden sehr schwer, kann man diesen im Herbst grob umgraben. Der Frost gelangt auf diese Weise tief in den Boden und lockert ihn auf (Frostgare). Grundsätzlich ist die Lockerung bzw. Belüftung des Bodens mit einem Sauzahn oder mit einer Grabegabel jedoch absolut ausreichend, da so die Bodenschichtung nicht verändert oder zerstört wird.

Das Wachstum der Pflanzen als auch die Aktivität des Bodens sind von der Temperatur abhängig. Je nach Region gibt es helle, braune, schwarze oder auch rote Böden. Je dunkler die Farbe, umso schneller wärmt er sich durch die Absorbtion des Sonnenlichtes auf.

Ist man sich nicht sicher, was die Bodenart der eigenen Scholle angeht, kann man eine Fingerprobe durchführen:

  • Ton ist gut formbar, hinterlässt Schmutzspuren und glänzt beim Zerreiben.
  • Schluff lässt sich schwer formen, hinterlässt keine Schmutzspuren und fühlt sich mehlig oder rauh an beim Zerreiben.
  • Sand ist nicht formbar, hinterlässt keine Schmutzspuren und ist körnig.

pH-Wert: sauer, neutral oder basisch/alkalisch?

Der pH-Wert eines Bodens hat einen großen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Nährstoffe und ist somit bedeutsam für das Pflanzenwachstum. Auch hier ist die Bodenart Grundlage für anzustrebende pH-Werte.

Der optimale pH-Wert liegt bei Sandböden zwischen 5 und 6, bei schweren Böden zwischen 6 und 7.

  • Saure Böden werden durch das Einarbeiten von Kalk oder Basaltmehl verbessert
  • Alkalische oder basische Böden können durch Zugabe von Granitmehl, gut verrottetem Nadelkompost, Kaffeesatz etc. beeinflusst werden. Torf ist ebenso geeignet, wird aber wegen der Gefährdung der Moore durch Trockenlegung und Torfabbau nicht mehr empfohlen.

 

Humus, das schwarze Gold!

Der Humusgehalt eines Bodens wird in der oberen Bodenschicht gemessen. Die oberen 15 bis 30 cm des Bodens enthalten in der Regel besonders viel Humus. Er besteht aus abgestorbenen Pflanzenteilen, Tieren und deren Ausscheidungen. Diese organischen Bestandteile des Bodens sind wichtig für die regelmäßige Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen wie Stickstoff oder Phosphor, aber auch für den Luft- und Wärmehaushalt des Bodens. Humus ist gleichzeitig Nahrung für das Bodenleben. Wichtig ist, diese Humusschicht zu pflegen und zu erhalten. Das erreichen wir durch Gründüngung, organische Düngung, z.B. durch Kompost und durch Mulchmaterial sowie durch eine sinnvolle Bodenbearbeitung. Regenwürmer durchwühlen den Boden und liegen in der Humusproduktion an oberster Spitze. Spitzmäuse, Erdhummeln und so manche Larven sorgen durch ihre Fraßgänge für eine gute Belüftung. Etwa 80 Prozent der Kleinstlebewesen sind Milben, Fadenwürmer, Bakterien und Pilze. Sie helfen bei der Zersetzung schwer verdaulicher pflanzlicher Abfallstoffe oder binden Nährstoffe, zum Beispiel Stickstoff.


Bodenmüdigkeit, Anbau- oder Nachbauschwierigkeiten

Wenn das Wachstum und die Erträge zurückgehen, die Pflanzen kümmern oder krank wirken, wenn auch eine Düngung keine zufriedenstellenden Erträge bringt, spricht man von Bodenmüdigkeit. Ursache ist häufig eine zu enge Fruchtfolge, ein Mangel oder ein Zuviel an Nährstoffen, Bodenverdichtung, Anreicherung des Bodens mit Giftstoffen, Herbiziden oder Pestiziden, Verseuchung mit Nematoden oder eine Belastung durch schädliche pflanzliche Stoffwechselprodukte. Aufschluss gibt eine Bodenanalyse, R1-Standardanalyse (Raiffeisenmärkte, lufa-NRW, etc.), die über pH-Wert, Bodenart, Humusgehalt und Nährstoffe Auskunft gibt.


Ergänzende Bodenverbesserungsmaßnahmen

„Es kann der frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“

Dieser Satz von Schiller aus Wilhelm Tell gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Pflanzen. Wurzelausscheidungen, Düfte und Gerüche spielen dabei eine große Rolle: Manche Pflanzen kümmern oder sterben ab, wenn sie nebeneinander wachsen. Andere Pflanzen wiederum stärken sich gegenseitig. Sie werden üppiger, bleiben gesünder, profitieren in der Nährstoffversorgung und halten sich gegenseitig Schädlinge vom Leib. Mischkulturen und Fruchtwechsel sorgen außerdem dafür, dass dem Boden nicht einseitig Nährstoffe entzogen werden.

 

Nur wenigen Hobbygärtnern ist bekannt, dass eine regelmäßige Düngung mit Kunstdüngern, wie z.B. Blaukorn, langfristig zu Wachstumsstörungen führt. Kunstdünger enthalten Nitratstickstoff, Phosphat, Kalium und Magnesium. Auf der Verpackung ist in der Regel eine Formel aufgedruckt, z.B. 12/12/17 + 2. Das heißt in diesem Fall: 12% Nitratstickstoff, 12%Phosphat, 17% Kalium, 2% Magnesium. Gut und bequem, mag mancher denken. Wissen sollte man, dass diese Form der Düngung den Boden schnell überdüngt, Nitrat das Grundwasser belastet, dass die Bodenfruchtbarkeit langfristig unter dieser chemischen Keule abnimmt und das Bodenleben absterben kann. Dazu kommt noch, dass die Pflanzen häufig in die Höhe schießen, aber wenig Blüten und Fruchtansätze bilden. Der Grund dafür ist, dass auch Pflanzen Individuen sind, die unterschiedlichste Bedürfnisse an ihre Nahrung und ihren Standort haben. Manche Bodenproben zeigen, dass durch Kunstdünger so viel Phosphat eingelagert ist, dass dieser auf Jahre nicht mehr zugefügt werden darf.

Sinnvoller ist eine gezielte Zugabe von Nährstoffen nach entsprechender Analyse, aber auch Versorgung mit organischen Düngemitteln, wie z.B. Oscorna. Organische Dünger wirken nicht direkt, sondern  ernähren zunächst Bodentiere und Mikroorganismen. Diese wandeln organische Dünger um, so dass die Nährstoffe langsam in oberster Bodenschicht den Pflanzen zur Verfügung stehen. Reifer Kompost aus dem eigenen Garten, außerdem die bereits genannte Gründüngung, Pflanzenbrühen und Jauchen bieten eine wunderbare und kostengünstige Alternative zu käuflichen Produkten.



SONY DSC Sehr informativ und ausführlich gibt „Das Bodenbuch“ von Brunhilde Bross-Burkhardt Auskunft über Grundlagen für den naturnahen Gartenboden. Erschienen ist es im Haupt-Verlag, Bern. ISBN 978-3-258-07976-9



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Kommentar zu „Kleine Bodenkunde

  1. Das Kümmern um den Boden ist die wichtigste Aufgabe eines Gärtners. Wenn der Boden gesund ist, und man weiss welche Bodenart im heimischen Garten vorliegt,braucht man sich um den Rest nicht zu viele Gedanken zu machen. Einen Kompost zu führen und mit Jauchen und Mulch zu arbeiten ist nicht aufwändig und dazu viel günstiger als säckeweise Dünger zu kaufen. Wer nicht viel Platz hat, kann es ja mit einem Wurmkomposter probieren. Das geht sogar auf dem Balkon.

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