Gärtnern

Der Botanische Garten in Leiden (NL)

Im Juni unternahmen wir Beetschwestern eine gemeinsame England-Gartenreise in die Cotswolds. Diese Reise wurde angeboten über die LVHS Freckenhorst in Zusammenarbeit mit der Reisegesellschaft AHA-Reisen. Als Garten-Reiseführerin hat uns  Anja Birne – Gartenjournalistin, Gartenbuchautorin und Referentin bei unseren Gartenlehrgängen in Freckenhorst – begleitet.

Auf dem Hinweg zu unserem Fährhafen in Rotterdam besuchten wir als ersten Garten den Botanischen Garten in Leiden. Diesen Botanischen Garten möchte ich hier kurz erwähnen, nicht weil er so besonders schön anzusehen ist, sondern weil er geschichtlich so wichtig für die gesamte Botanik in den Niederlanden und England und auch in Deutschland ist.

Der bayrische Arzt Philipp Franz Balthasar von Siebold  interessierte sich schon während seines Medizinstudiums an der Würzburger Julius-Maximilian-Universität, wo Heilkundigen auch botanische Kenntnisse vermittelt wurden,  ganz besonders für die Pflanzenheilkunde. Er wurde nach Beendigung seines Studiums zwischen 1823 und 1829  auf dem niederländischen Handelsposten Dejima vor Nagasaki eingesetzt, wo er als Arzt die europäische Medizin unterrichten sollte.

Hier wurde ihm die Möglichkeit gegeben, die japanische Pflanzenwelt zu betrachten. Tief beeindruckt von den in der westlichen Welt noch unbekannten Blütenpflanzen schickte er Zwiebeln, Sämereien und lebende Pflanzen zum Hortus in Leiden.

Von Siebold führte umfassende Untersuchungen über Land und Leute durch. Gebildete Europäer waren dort als Ratgeber sehr gefragt. Während seiner Zeit in Japan knüpfte er eine Beziehung zu der Japanerin Sonogi O-Taki, später Kusomoto Taki genannt, nach welcher er später eine Hortensie benannte (Hydrangea macrophylla ‚Otaksa‘). 1827 bekam er eine Tochter.

Von Siebold sammelte leidenschaftlich alle möglichen Gegenstände in Japan, um sie  nach Hause zu schicken. Landkarten und andere zur Ausfuhr verbotene Gegenstände kamen zum Vorschein, als das Schiff, welches auslaufen wollte, von einem Taifun an Land getrieben wurde. 50 seiner engsten Bekannten wurden daraufhin hart bestraft bis hin zur Verbannung. Auch Siebold wurde am 2. Januar 1830 aus Japan verbannt. Seine Frau und seine Tochter musste er zurücklassen.

Er brachte von seiner Reise ca. 800 lebendige Pflanzen von mehr als 500 Pflanzenarten, ungefähr 12.000 getrocknete Herbarbelege von 2000 Pflanzenarten, Präparate von Säugetierarten, Bälge von Vogelarten und unzählige Gegenstände aus Kunst und Alltag mit. Vorher waren nur 34 ostasiatische Planzen in Europa bekannt. Heute sind 70% aller Sträucher und Bäume in niederländischen Gärten, Alleen und Parks ostasiatischen Ursprungs.

Die niederländische Regierung gab von Siebold nach seiner Rückkehr Urlaub, um alle seine mitgebrachten Schätze in Ruhe ordnen und auflisten zu können. Nach der Aufstellung seiner Sammlung wurde 1839 eine Siebold Gesellschaft gegründet und ein Akklimatisationsgarten im Hortus in Leiden wurde angelegt.

Hortensien, Hosta, Blauglockenbaum und japanischen Staudenknöterich, der in Deutschland inzwischen als Neophyt verwildert, waren u.a. bei den eingeführten Pflanzen dabei.

Obwohl über von Siebold nie so viel geredet wurde, war sein wissenschaftlicher Beitrag zu Japan vergleichbar mit den Forschungsreisen des Alexander vom Humboldt. Er verkaufte 1837 seine gesamten gesammelten Gegenstände an den niederländischen Staat und konnte mit dem Erlös seine botanischen Forschungen finanzieren. Im Japan-Museum SieboldHuis  in Leiden bekommt man einen Eindruck von der Vielfalt der Sammlung.

Von Siebold setzte sich immer für eine Öffnung Japans gegenüber dem Ausland ein.  1858 erlaubte ihm die Japanische Regierung wieder die Einreise, weil er in Europa als Japanforscher berühmt geworden war. Er starb 1866 in München.

Anlässlich des 400jährigen Bestehens des Hortus Leiden wurde 1990 der Von Siebold- Gedenkgarten  angelegt. Eine Anlage im streng geometrischen japanischen Landschaftsstil (kare-san-sui) mit Mauern, Kiesel und Felsen, allerdings ohne üppig  blühende Pflanzen. Japaner lieben Blumen über alles, nur nicht in ihren Gärten. Gärten müssen schlicht und grün sein. (Einfluss des Zen Buddhismus).

Der Hortus Leiden ist der Universität Leiden angeschlossen.

http://www.hortusleiden.nl

 

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