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Zur Zeit läuft in der Bundeskunsthalle Bonn eine sehr interessante Ausstellung über den wiederentdeckten Gartenkünstler Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785 – 1871).
Der Name ist allen bekannt. Was er aber wirklich Geniales in Sachen Gartengestaltung geleistet hat, war mir so im Detail nicht bekannt und hat mich sehr beeindruckt.
Seine nach englischem Vorbild im 19. Jahrhundert gestalteten Landschaftsparks in Bad Muskau, Potsdam und Branitz zählen zu den bedeutendsten Gartenanlagen.
Pückler gestaltete seine Gärten wie eine begehbare Bildergalerie in höchster Perfektion.
Blickachsen, Ausichtspunkte, Wege und Wasserlandschaften wurden nach durchdachten ausgeklügelten Plänen realisiert. Sein Ziel war es dabei, den Besucher jeden Genuss
auffinden zu lassen, den die Gegend zu bieten hat, ohne dass anfangs zu viel Weg
sichtbar wurde. Er gestaltete eine Landschaftssymphonie mit Aussichtspunkten von den Neißehöhen mit Blick ins Neißetal und immer wieder auf das Schloss. Er bildete Gartenräume und Zonen und scheute dabei keine Kosten.
Er schuf nicht nur Baumschulen zu diesem Zweck, sondern Baumakademien, wo
Bäume bis zu 15 m für den Einsatz an bestimmten Stellen vorbereitet wurden.
Dafür wurden extra geeignete Baumsetzer-Maschinen hergestellt.
Mit seiner Ehefrau Lucie teilte er seine Gartenleidenschaft und legte mit ihr zusammen in Bad Muskau den 830 Hektar großen Landschaftspark an. Seine Inspirationen holte er sich auf Englandreisen. Von dort brachte er auch Pflanzen mit. Lucie setzte seine Phantasien
und Ideen in die Tat um, wärend er die Welt erkundete. Die Verwirklichung seiner
Ideen brachte ihn an den finanziellen Ruin, und so musste er nach 30 gestalterischen Jahren das Anwesen in Muskau an einen Holländischen Prinzen verkaufen.
Im Jahre 2004 wurde der Muskauer Park, der sich zu 2/3 auf polnisches Gebiet erstreckt,
zum Weltkulturerbe ernannt.
1845, im Alter von 60 Jahren, musste er wieder ganz von vorne anfangen So widmete er sich seiner neuen Aufgabe, dem Landschaftspark in Branitz.
Es handelte sich um kein reizendes Areal. Er gestaltete sozusagen nach seinen eigenen Worten eine Oase in der Wüste. In diesem 622 Hektar großen Gelände (ca.900Fußballfelder) pflanzte er 100000 Bäume zwischen 6 und 15 m Höhe.
Nach seinem bereits in Muskau verwendeten „Zonierungsprinzip“ schuf er im Innenbereich reine Kunstlandschaften mit üppig bepflanzten Blumenbeeten und
Dekoration und von dort Sichtachsen zum landwirtschaftlich genutzten Außenbereich.
Das Ganze wurde in einer Ost-West-Achse ausgerichtet, die sich am Stand der Sonne orientiert. Auf seine Phantasie konnte er sich verlassen.
Sozusagen zwischendurch ergänzte Pückler das ursprüngliche Werk des Gartengestalters Linné im Landschaftspark in Babelsberg in Potsdam und erweiterte den Park noch mit eigenen Ideen um Aussichtspunkte und Wege.
Auf dem Dach des Gebäudes der Bundeskunsthalle wurde ein Garten errichtet,
welcher mit kleinen einzelnen Ideen das Gestaltungsprinzip Pücklers aufgreift.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 18. September 2016 und ist nach meiner Ansicht
für jeden gestaltenden Gartenliebhaber eine große Bereicherung.
Für mich ist dadurch der Plan entstanden, demnächst die Originalparks anzusehen,
die man auch mit dem Fahrrad erfahren kann.
Nicht der Natur einen Charakter aufdrücken,
sondern den ihr eigentümlichen – wie bei einem zu bildenden Menschen –
frei zur Schönheit entwickeln.
Dazu habe ich noch einen Buchtipp: „Der Gartenkünstler“ , ein Fürst-Pückler-Roman von Ralf Günther, wunderbar zu lesen und mit vielen historischen Informationen versehen. Das Buch handelt davon, wie der Fürst und seine geliebte Frau Lucie beschließen, sich scheiden zu lassen, damit er in England eine vermögende Dame finden kann, die seine kostspielige Leidenschaft für große Landschaftsgärten finanziert. Wahr oder gut erfunden – wer weiß das schon…
List-Verlag, ISBN 978-3-471-35024-9
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Ich hatte schon davon gelesen, jetzt möchte ich die Ausstellung doch unbedingt mal besuchen.
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