
Jedes Jahr im Winter passiert mir das Gleiche. Bunte Bilder, verlockende Beschreibungen und die Vorstellung von einem Garten mit Blütenfülle und Farbe. Dann werde ich wieder rückfällig und kaufe gegen besseres Wissen Saatgut. Schon der Gedanke an Gartenarbeit im Winter ist heilsam. Im Vorfrühling fängt es ganz langsam an. Paprika und andere Langentwickler werden von mir in sorgsam gesammelten Behältern angesät. Auf der Fensterbank über der Heizung keimen sie dann recht willig. Dann kommen die anderen Ansaaten dran. Von Tag zu Tag wird der Platz auf der Fensterbank knapper. Meine Topfpflanzen müssen in dieser Zeit halt mit weniger Licht auskommen und leiden, weil sie nur noch auf der Anrichte Platz finden. In Phase zwei geht das Dilemma dann los. Spätestens im Zweiblattstadium müssen die Minipflänzchen ihre engen Ausaattöpfchen verlassen und pikiert werden. Ab da rollt die Töpfchenlawine. Wohin mit all den vereinzelten Pflänzchen? Auf der Fensterbank ist es den meisten inzwischen zu warm. Ins Freiland können sie wegen der Kälte noch nicht. Da muss man versuchen alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Braucht der Sohn in seinem Zimmer wirklich hohe Temperaturen? Er ist doch eh nur abends da. Also Fensterbank im Kinderzimmer annektieren. Gegrummelte Fragen ob des Grünzeugs tapfer ignorieren. Bei fehlenden Fensterbänken bekommt auch ein altes Bügelbrett vor dem Fenster eine neue Aufgabe. Wenn im Haus alle Plätze gefüllt sind, geht es für die Pflänzchen zum Härtetest nach draußen. In Ermangelung eines Gewächshauses geht es in ein Gewächshausregal Marke Eigenbau. Jeden Abend hoffe ich, dass alle Bewohner die kalten Nächte überstehen und nicht das Wachstum einstellen. Aber, wie heißt es so schön, nur die Harten kommen in den Garten.