

Die letzten schönen Tage dieses langen, warmen Herbst sind nun wohl vorbei. Der Regen und der Wind haben die letzten Blüten zermatscht, Frost hat es hier noch keinen gegeben. Die Bienen sitzen jetzt wohlversorgt in ihren Beuten und wärmen sich gegenseitig. Noch fliegen die letzten Wespen bei Trockenheit umher und versuchen bei den Bienen was Süßes abzustauben. Die Mäusegitter sind am Eingang der Beute angebracht, damit niemand auf die Idee kommt, es sich bei den Bienen bei voller Speisekammer gemütlich zu machen. Hat nun die Imkerin auch Winterruhe bis ins neue Jahr hinein? Nein, jetzt komme ich zu den Arbeiten, für die ich flugfreies Wetter brauche und zu den Vorbereitungen für die kommende Saison.


Bei den Einwinterungsvorbereitungen sind einige Waben aus den Völkern aussortiert worden. Die wurden von den Bienen mehrmals bebrütet und wurden immer dunkler, weil die Puppenhüllen in der Zelle verbleiben. Das kann zu Infektionsherden führen und gehört aussortiert. Diese alten Waben packe ich jetzt in den Wachsschmelzer und schmelze das Wachs aus. Die Rähmchen werden sauber gemacht und mit neuen Mittelwänden versehen. Das ausgeschmolzene Wachs wird gesammelt und nochmals gereinigt. Dazu wird es wieder erhitzt und durch einen Damenfeinstrumpf gesiebt. Dadurch bleiben letzte Stücke der Puppenhüllen oder Bienenbeine draußen. Diese Arbeiten kann ich nur im bienendichten Haus oder bei Wetter ohne Bienenflug machen. Sonst hätte ich die ganzen Bienen um mich herum weil es immer nach Honig riecht.
Wenn ich 10 kg Wachs gesammelt habe, bringe ich es zum Umarbeiten. Wir haben in der Nachbarstadt einen Imker, der mit einer Anlage das Wachs nochmals klärt, reinigt und neue Mittelwände gießt. Das muss man sich ähnlich wie beim Waffelnbacken vorstellen, nur am Fließband.

Gegen Ende des Winters werden diese neuen Mittelwände in die gereinigten Waben gelötet und in der neuen Saison wieder in das Bienenvolk gegeben. Jetzt wird manch einer fragen: Wachs löten? Das schmilzt doch so schnell. Die Mittelwände werden auf die gedrahteten Rähmchen gelegt, ein alter Trafo von der Carrerabahn meines Sohnes sorgt dafür, dass die Drähte warm werden. Dadurch klebt die Mittelwand dann im Rähmchen fest.
Alle Bienenutensilien werden jetzt auch von Wachs und Propolis gereinigt. Propolis wird bei Kälte spröde. Bei Wärme matscht es und lässt sich nicht entfernen.
In der Zwischenzeit habe ich den einzelnen Völkern einen Bodenschieber eingelegt um die Anzahl der gefallenen Varroamilben zu überprüfen. Bei Völkern, die eine zu hohe Anzahl haben, wird dann kurz vor Weihnachten eine Behandlung gegen diese fiesen Parasiten gemacht.
Im neuen Jahr, wenn das Wetter gern mal Achterbahn spielt und in den letzten Jahren eigentlich gar nicht mehr durchgängig frostig ist, muss ich den Futtervorrat der Bienen im Auge haben. Da ich bei dieser Witterung die Kästen nicht öffne, muss ich den Vorrat durch Anheben schätzen. Manchmal ist im Februar schon kurzzeitig Flugbetrieb. Da gehe ich lieber auf Nummer sicher und füttere die Bienen nach. Es kann ja noch recht lange dauern bis es dauerhaft wärmer wird und irgendetwas blüht. Im letzten Frühjahr war es bis Mai tageweise kalt und nass, da konnten die Bienen nicht sammeln. Sie wären ohne Winterfutter verhungert.
Natürlich geht es im Winter auch etwas gemütlich für den Imker zu. Weihnachtsgebäck mit Honig backen, Tee mit eigenem Honig und jede Menge Imkerlektüre auf dem Sofa. Pläne schmieden für das neue Jahr für Biene und Garten. Und eh man sich versieht, geht die Saison draußen auch schon wieder los. Samentütchen sichten, Aussaaterde kaufen, den ersten Bienenflug beobachten und warten bis die ersten Vögel singen.