Gartenbesuche · Gärtnern

Die Wiege des Frauenschuhs

Das Wetter für den Start der Gartenarbeit lässt noch auf sich warten, da bleibt nur das Indoor-Gärtnern. Ich hatte gestern Gelegenheit eine Orchideen Gärtnerei zu besuchen und möchte meine Eindrücke gerne mit Euch teilen.

Die Gärtnerei Dürbusch in Rheda-Wiedenbrück züchtet unter ca. 9000 m2 Glas Orchideen, sie ist spezialisiert auf großblütige Paphiopedilum Complex Hybriden, also Frauenschuh-Orchideen und ist damit auch Marktführer in Europa. Der Familienbetrieb wird in der 4. Generation geführt und hat ursprünglich Orchideen als Schnittblumen gezogen. Wenn man bedenkt wie viel Arbeit in den Pflanzen steckt, bevor sie das erste Mal blühen, ist es sicher viel nachhaltiger sie als Topfpflanzen zu verkaufen.

Die Vermehrung der Frauenschuh Orchideen findet hier über Aussaat statt. Um die Blüten zu bestäuben, wird der Schuh der Frauenschuhblüte entfernt, damit man an den kleinen Pollen herankommt, der dann auf den Stempel gesetzt wird. Die Pflanze braucht dann etwa ein Jahr, bis sich die Samen in der Samenkapsel entwickelt haben. Orchideen produzieren hunderttausende Samen in einer Samenkapsel, die kein eigenes Nährgewebe haben. Darum wird das Saatgut im Labor auf einen Nährboden verteilt. Bis zur Keimung vergeht ein weiteres Jahr, diese winzigen Pflanzen werden dann in kleine Schalen pikiert. Sie wachsen unglaublich langsam, so liegt wiederum etwa ein Jahr dazwischen, bis sie wieder auseinander gepflanzt werden.

Erst nach anderthalb Anzuchtjahren in den kleinen Schalen auf Nährboden können sie dann in Anzuchtschalen und ein Jahr später in Töpfe gepflanzt werden. Das Substrat besteht aus Pinienrinde, versorgt werden Orchideen über eine Nährlösung. Nach dem Topfen vergeht ein weiteres Jahr, bis die jungen Pflanzen das erste Mal blühen. Erst dann sieht der Gärtner auch, welche Farb- und Formspiele seine Zuchtversuche ergeben haben. Wenn man bedenkt, dass es 4 – 5 Jahre dauert, bis eine Jungpflanze das erste Mal blüht, bekommt die Pflanze, die man verschenkt oder vielleicht selbst auf der Fensterbank stehen hat einen ganz anderen Wert.

Die Frauenschuhorchideen sind im asiatischen Hochland zuhause. Sie lieben Temperaturen um die 18 °C und mögen keine Sonne. Wer sie Zuhause pflegt, taucht sie einmal wöchentlich für 15 Minuten mit dem Topf ins Wasser, dass sich das Substrat vollsaugen kann und düngt sie regelmäßig mit Orchideendünger.

Die Gärtnerei Dürbusch hat den neuen Standort im Ortsteil Lintel im Jahr 2019 bezogen und sich für den Bau der Gärtnerei viele Gedanken um Nachhaltigkeit gemacht. Die Gewächshäuser sind alle thermopen verglast, um Energie zu sparen und werden mit einer Hackschnitzelanlage geheizt. Das Gießwasser wird von den großen Dachflächen aufgefangen und genutzt, um die Orchideen zu gießen. Wer mal in der Nähe ist, kann selbst ein Blick in die Gärtnerei werfen, denn zu den Öffnungszeiten wird auch ein Privatverkauf angeboten. Einblick in die Gärtnerei bekommt man auch auf der neu gestalteten Homepage.

4 Kommentare zu „Die Wiege des Frauenschuhs

  1. Danke für den Beitrag! Diese Gärtnerei kannte ich noch nicht. Frauenschuh gab es schon in meinem Elternhaus. Ich bin damit groß geworden. Ich werde auf jeden Fall bei nächster Gelegenheit hinfahren und mir einige aussuchen. Im Baumarkt kaufe ich sie nicht gerne und die Orchideengärtnerei Röhl hat ja leider vor ein paar Jahren geschlossen. Nachhaltig ist es natürlich nicht, eine Orchideengärtnerei zu betreiben trotz Isolierverglasung, aber irgendwo hat der Mensch ja auch den Wunsch nach Ästhetik. Als Zimmerpflanze in Deutschland kultiviert, ohne Transportkosten aus Übersee und unter ungleich besseren Vorschriften für die Schädlingsbekämpfung gleicht sich ja auch einiges wieder aus. Also nochmals Danke für den Beitrag! (und auch für die anderen interessanten Posts).

    Herzliche Grüße Karla Krieger

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    1. Liebe Karla, lieben Dank für Deinen Kommentar! Ich schätze Gärtnereien, die in langer Familientradition arbeiten sehr und finde die Entwicklung über die Generationen sehr spannend. Viel Freude beim Besuch dort und beim Stöbern. Lieben Gruß, Conny

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