Empfehlenswertes

Friede den Maulwürfen – eine Buchbesprechung

von Sigrid Tinz, Pala Verlag

Schon der Titel dieses Gartenbuchs hat mich neugierig gemacht. Bücher, in denen umfangreich beschrieben steht, was ich alles gegen diverse „Mitesser“ im Garten machen kann, kenn ich zu Genüge. Einige Mittel sind aufwändig, aber wirkungslos, einige hochgiftig, brutal und deshalb undiskutabel. Einige wenige sind zwar aufwändig, helfen aber zeitweise.

Deshalb war ich gespannt, welche neuen Ansätze ich hier kennenlernen würde.

In der Inhaltsangabe war das ganze Arsenal der Gartenplagen aufgelistet, tierische sowie pflanzliche. In einzelnen Kapiteln wurden dann die Plagegeister mit ihren Lebensläufen und Lebensweisen detailliert vorgestellt und kamen sogar selbst zu Wort. Das machte mir einige von ihnen etwas sympathischer und  brachte bei einigen Arten einen ordentlichen Erkenntnisgewinn. So hatte ich das Problem noch nie betrachtet. Die meisten Probleme im Garten sind sowieso menschengemacht. Wer denkt, er muss jedes Unkräutchen penibel aus dem Beet entfernen, arbeitet gegen die Natur. Die kennt bekanntlich keine nackten Flächen und arbeitet schneller als ich.  Entweder akzeptiere ich das, oder ich verbringe meine Freizeit auf den Knien mit Jäten .

Das Buch ermuntert zum genaueren Hinsehen und Denken. Wenn meine Pflanze partout nicht gedeihen will und wiederholt ein Opfer von Plagegeistern wird, liegt der Fehler in den meisten Fällen beim Gärtner. Meine Pflanze steht dann bestimmt nicht an der richtigen Stelle, in der falschen Erde oder ich hatte keine gute Qualität gekauft. Das zeigen mir die Plagegeister dann sofort. Denn sie futtern am liebsten die Pflanzen, die schwächeln.

Nur bei zwei Tieren gelang es mir nicht, mich den gleichen entspannten Erkenntnissen der Autorin anzuschließen. Bei den Zecken und den Eichenprozessionsspinnern.

Bei den Zecken kann ich immer noch nicht erkennen, welchen Zweck sie auf Erden haben. Da heißt es nur an den Selbstschutz denken und sich mit Spray oder dichter Kleidung zu schützen.  Gottseidank „lieben“ sie mich nicht so sehr. Aber trotzdem kontrolliere ich nach jedem Gartentag, ob so ein Viech versucht, mich als Nahrungsquelle zu nutzen.

Auch die Eichenprozessionsspinner sind nicht ungefährlich. Sogar dann, wenn sie selbst schon lange tot sind, stellen sie eine erhebliche Gesundheitsgefahr da. Ihre stacheligen Haare werden vom Wind verweht und lösen durch Einatmen schwere Erkrankungen der Atemwege aus. Im Münsterland sind sie in den letzten Jahren invasionsmäßig aufgetreten. Ganze Wälder sind für die Allgemeinheit gesperrt worden. Die Städte kommen gar nicht hinterher, Schulhöfe, Kindergärten und andere öffentliche Flächen zu säubern. Fachleute sind auf Monate hinaus ausgebucht.

Aber wir leben nun einmal in einer Welt, in der der Mensch so einiges aus dem Lot gebracht hat. Evolution verläuft normalerweise langsam, es sei denn, ein Vulkan oder Erdbeben schafft neue Tatsachen. Wir können in den meisten Fällen die Zeit nicht zurückdrehen und müssen uns mit neuen Tieren und Pflanzenarten anfreunden. Aber diese genau kennenzulernen, hilft vielleicht etwas entspannter mit ihnen umzugehen oder bei wirklich schädlichen invasiven Arten Gegenstrategien zu entwickeln. Und wir müssen uns immer vor Augen halten: Wir haben einen Hobbygarten. Wir gärteln nicht zum Broterwerb. Wir wollen in unserer Freizeit in der Natur entspannen und nicht in den Krieg ziehen. Leben, und Leben lassen. Erstaunlicherweise habe ich mit dieser Methode auch eine genügende Ernte, nur mit weniger Stress. Diese Erkenntnis bringt uns dieses Buch auf humorvolle Art näher. Ich kann es sehr empfehlen.

Dieses Buch wurde mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

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