Gärtnern · Schreiberei

Bäume für die Zukunft

Am 19.10.2019 hatten einige Beetschwestern die Gelegenheit, einen Vortrag bei der GDS (Gesellschaft der Staudenfreunde) in Münster zu hören.  Als Vortragenden hatte die GDS den bekannten Gartenbauexperten Klaus Körber aus Veitshöchheim zu Gast.

Klaus Körber forscht und sucht schon seit dem Ende der 90er Jahre an Baumsorten, die die zukünftigen Klima- und Wetterveränderungen besser vertragen und weiterhin hier wachsen werden.

Auch bei uns sind seit den zwei heißen, regenarmen Sommern die ersten Opfer der Veränderung zu sehen. Wer in unsere Wälder geht, sieht tote oder kranke Fichten, Kiefern.

Auch den restlichen Bäumen macht das Wetter sehr zu schaffen, sie sterben eher unauffällig und in längerem Zeitraum.

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Klaus Körber zeigte Bilder aus seiner Heimat, in der Nähe von Würzburg. Dort sind die Ergebnisse der Hitze und des Wassermangels schon länger zu verzeichnen. Uns Zuhörern wurde ganz flau im Magen. Denn auch bei uns wird es langfristig immer trockener und heißer.

Dabei brauchen wir die Bäume gerade in unserem dicht besiedelten Bundesland dringend. Bäume filtern Staub und Abgase aus der Luft. Sie kühlen die Luft in unseren Betonwüsten herunter und sorgen für Schallminderung. Außerdem bieten sie vielen Insekten und Vögeln und anderen Tieren Nahrung und Unterschlupf. Ich kann mir eine Stadt ohne Bäume nicht vorstellen.

Wir alle müssen uns aktiv um unsere Bäume kümmern. Ein weißer Schutzanstrich des Stamms kühlt den Baum schon um 5 Grad herunter. Sonst platzt bei den hohen Temperaturen die Rinde und der Baum stirbt. Die Baumscheiben bei den Straßenbäumen müssten viel größer sein, damit das Wasser Gelegenheit hat, an die Wurzeln zu sickern. Oft endet die Asphaltschicht erst kurz vor dem Stamm. Man stelle sich nur vor, wir müssten in unserem Hochsommer mit einem Neoprenanzug durch die Gegend laufen. Da würden wir auch leiden. Eine gut organisierte, ausreichende Bewässerung der Stadtbäume ist unumgänglich. Private Wässerung, nicht nur mit einer 10 Liter Kanne, könnte auch organisiert werden.

Aber wir werden auch nicht darum herum kommen uns anzusehen, welche Bäume die nächsten Jahre überhaupt gepflanzt werden können. Die Bäume aus den Balkangebieten kommen mit den heißen Sommern besser zurecht. Daran sind sie gewöhnt. Diese Zukunftsbäume hat Klaus Körber seit einigen Jahren aufgepflanzt und beobachtet wissenschaftlich die Entwicklung. Das Argument, nur Heimisches zu pflanzen, um die Insektenwelt zu erhalten, kann er anhand einer Masterarbeit widerlegen. In dieser Masterarbeit wurde untersucht, welche Insekten Pollen oder Nektar bei welcher Baumart sammeln. Diese Untersuchung wird in Kürze veröffentlicht. Einer Vielzahl von Insekten, besonders Wildbienen, scheint es vollkommen egal zu sein, ob die Blüte an einem heimischen oder importierten Baum wächst. Es gibt natürlich einige Wildbienen, die nur auf eine enge Pflanzen- und Baumsorte spezialisiert sind. Aber da muss man versuchen, deren Nahrungslieferant gezielt zu fördern. Die Anpflanzung von Zukunftsbäumen ist alternativlos.

Wir alle werden uns zukünftig mit Veränderungen beschäftigen müssen. Wenn wir unsere Lebensqualität erhalten wollen, muss mehr in eine gute Ausbildung von Fachpersonal im grünen Gewerbe investiert werden, die dann auch zu einem angemessenen Lohn eingesetzt werden. Der Fachbereich „Grün“ sollte in den Städten gestärkt werden. Davon haben alle Bürger etwas. Grün ist nicht nur etwas Schönes fürs Auge.  Bäume und andere Pflanzen sind lebensnotwendig für unsere Zukunft und unsere Gesundheit.

Wer mehr zu diesem Thema wissen will, kann sich bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim informieren. Klaus Körber hat für die Landesanstalt auch ein Heft mit einer Empfehlungsliste für Zukunftsbäume herausgegeben. Im Netz: www.lwg.bayern.de

 

7 Kommentare zu „Bäume für die Zukunft

  1. Liebe Beetschwestern,

    hier ein paar kritische Anmerkungen zum Blogartikel.

    Ulrike Aufderheide (Autorin des Buches „Tiere pflanzen“ welches hier im Blog vorgestellt wurde) ist auf diese Untersuchungen in einem Artikel in der Fachzeitschrift „Stadt und Grün“ eingegangen:
    https://stadtundgruen.de/artikel/uebersehene-schaetze-11933.html
    Sie kommt zu folgenden Schlüssen:
    Die Verallgemeinerung die in dem Blogartikel beschrieben wird, wird durch die Ergebnisse nicht gerechtfertigt.
    Hier die Hauptargumente:
    -Es werden heimische Sorten mit Sorten oder auch Wildarten der angrenzenden Gebiete verglichen. Es wurden also Arten verglichten, die alle mit unserer Insektenwelt koevolviert sind. Es wurden keine Exoten aus anderen Kontinenten in die Untersuchung mit einbezogen, in den Publikationen wird dann aber oft Heimisch/Exotisch so verwendet, als sei die Aussage auch für Gehölze aus anderen Kontinenten gültig.
    – Es wurden wenige Einzelbäume untersucht, die in der gleichen Umgebung standen.
    – Es handelt sich um Jungbäume, die vor kurzem aufgepflanzt wurden.
    – Teilweise hatten die einheimischen Arten schlechtere Wuchsbedingungen (Baumscheiben) als die mediterranen Arten (Hainbuchen haben durchgängig kleinere Baumscheiben als die Hopfenbuchen)
    – Fraxinus ornus (Manna-Esche) wurde als exotische eingestuft, obwohl die Art in Mitteleuropa vorkommt.

    Falls jemand das Thema vertiefen möchte stelle ich gerne den Kontakt zu Ulike Aufderheide her. Vielleicht könnte im nächsten Block ja noch etwas „korrigiert“ werden.

    VG Heike Boeckhaus

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    1. Sehr geehrte Frau Boeckhaus,
      Der Klimawandel stellt uns alle vor neue und unbekannte Herausforderungen. Jede/r, der sich intensiv und in die Zukunft planend damit beschäftigt, hat unsere volle Unterstützung. Der Klimawandel hat viele Gesichter: Starkregen, Erosion, Kahlfröste, schneelose Winter, Hitzeperioden, Verstädterung und Landschaftsversiegelung. Man muss den Unterschied einer privaten oder städtischen Fläche sehen. Auf öffentlichen Flächen gibt es vielfältige Vorgaben und Einschränkungen, die eine Privatperson nicht beachten muss.
      Es wäre sehr zu wünschen, dass in Zukunft mehr auf die grünen Belange im städtischen Grün eingegangen wird, und es mehr Freiflächen gibt. Aber wünschen können wir uns viel, Umsetzbarkeit ist das Motto. Es muss versucht werden mit allen verfügbaren Mitteln das Klima in den Städten auch zukünftig noch angenehm zu gestalten. Dazu gehören neben Wand und Dachbegrünung auch die Stadtbäume. Diese Bäume müssen eine sehr große Stresstoleranz haben. Ich finde die Auswahlstudie von Herrn Körber und der Landesanstalt Veitshöchheim sehr wichtig. Diese Studie ist, wie alles im Leben, nicht in Stein gemeißelt. Es wird ja weiter geforscht, Veränderungen werden wahrgenommen und korrigiert. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Stadtplaner brauchen Gestaltungsvorschläge und müssen die Geldmittel sinnvoll ausgeben.
      Wir als Privatpersonen, sollen mit so einem Blogbeitrag die Anregung bekommen, in unserem städtischen Wohnumfeld die Augen auf zu halten. Wir können uns als kundige Bürger stark machen für Bäume und Grünflächen in der Stadt. Wir können die Entscheidungsträger auf neue Erkenntnisse aufmerksam machen. Es herrscht dort leider oft eine völlige Unkenntnis oder Ignoranz. Es ist wichtig, sich für eine Begrünung einzusetzen, sei sie mit heimischen oder nicht heimischen Arten. Wo will man da eine Grenze ziehen. Zumal uns der Klimawandel und die Globalisierung mit neuen, zugezogenen Tier und Pflanzenarten vor vollendete Tatsachen stellen. Das ist Evolution, leider im Schnelldurchlauf und menschengemacht. In dieser Zwangslage sollten wir unsere Kräfte bündeln und zusammenarbeiten. Was richtig oder falsch ist, wird erst die Zukunft zeigen. Wichtig ist, dass wir überhaupt etwas machen.
      VG Annette

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      1. Liebe Beetschwester Anette,
        vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ja, wir sollten unsere Kräfte bündeln und sie nicht für Grundsatzdebatten verschwenden. Ich glaube, daß wir das selbe Ziel haben. In unserer kleinen Stadt bewegt sich gerade etwas in Richtung „Mehr Grün“, es werden z.B. Obstbäume im öffentlichen Raum gepflanzt. In Sachen „Mehr Bunt“ und das möglichst (gebiets)heimisch sind erste Schritte gemacht, es ist allerdings noch viel Luft nach oben. Ich glaube, unser Engagement hat hier ein bischen dazu beigetragen mit dem heimischen Bunt überhaupt anzufangen. Es lohnt sich, sich einzubringen! Wegen der genannten Kritikpunkte würde ich die Studie allerdings nicht als Informationsquelle an unsere Verwaltung weitergeben. Was Jeder*r im eigenen Garten macht ist Geschmacks- und Einstellungssache. Das möchte ich auch nicht kritisieren.
        Liebe grün-bunte Grüße
        Heike Boeckhaus

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  2. Ja, dringend notwendig – schön, daß Ihr Gelegenheit zu diesem Vortrag wahrgenommen habt. Veitshöchheim ist in unserer Nähe und wir erleben diese Trockenheit nun schon seit Jahren. Auf relativ kleiner Fläche haben wir 14 Obstbäume, dazu kommen noch Wildgehölze. Sie haben durchweg gelitten. In den letzten zwei Monaten hat es tüchtig geregnet, gesammeltes Wasser haben wir umgehend wieder dem Boden zugeführt und trotzdem ist das Grundwasser immer noch weit weg von unserem Durchschnittswert.
    Gehen wir es an und lassen den Kopf nicht hängen!
    Liebe Grüße aus Unterfranken
    Sabine

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    1. Hallo Sabine,
      Auf den Bildern im Vortrag von Klaus Körber konnten wir uns schon mal ansehen was noch auf uns zu kommt wenn es weiterhin so heiße Sommer gibt. Erschreckend. Jetzt heißt es umdenken und sehen was noch zu retten ist. Jede Grünfläche zählt. Die im Vortrag aufgezeigten Klimabäume sollten wir unbedingt ausprobieren. Alles besser als den Kopf in den (heißen) Sand stecken.

      LG Annette

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  3. Hallo Madddin,
    es kann gar nicht genug Bäume geben. Gerade in Städten, an Straßen und Ballungszentren. Diese Bäume müssen eniges aushalten können. An Straßen müssen sie bestimmte Größen und Höhenvorgaben einhalten. Da scheiden schon mal einige Sorten aus. Im privaten Gartenraum ist es einfacher das Passende zu finden. Vor allem ist es wichtig die Menschen für Bäume zu gewinnen.Von vielen höre ich leider immer nur: die machen Dreck, da muss ich Laub fegen.

    viele Grüße

    Annette

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  4. Hallo Beetschwestern!
    Der Waldwandel beschäftigt auch mich schon seit einiger Zeit. Die Walnuss ist sicherlich ein Baum der Zukunft, auf jeden Fall auch die Esskastanie, die Elsbeere und der Speierling. Wildäpfel, Wildbirnen, Baumhasel, Mispel und Quitte sind ebenfalls wärmeliebend und zugleich frostresistent. Alles europäische Arten – sicherlich gibt es noch weitere mögliche Kandidaten.
    Herzliche Grüße
    Martin

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