Gärtnern

Wie bienenfreundlich ist mein Garten – ein Selbsttest

Im Anhang veröffentliche ich einen Teil eines Textes des Naturschutzbundes, dessen Thema mir sehr am Herzen liegt. In Deutschland gibt es 560 Wildbienenarten, die eine wesentliche Rolle bei der Bestäubung von Blütenpflanzen spielen. Die meisten Wildbienen suchen und bauen sich Bruträume in Lehmböden, Holzritzen, Pflanzenstängeln oder leeren Schneckenhäusern. Wir können mit unserer Gartengestaltung viel tun, um diesen Bienen und anderen Insekten passende Unterschlupfmöglichkeiten zu bieten.

Wenn ihr Lust habt, macht den Test und schaut, wo ihr steht. Nähere Informationen zu bienenfreundlichen Bepflanzungen überlasse ich meiner Imker-Beetschwester Annette (Bericht folgt).

„Wusstet Ihr, dass es in Deutschland rund 550 Wildbienenarten gibt? Nein? Aber wusstet Ihr denn, dass 70% der weltweit wichtigsten Nutzpflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind? Die Biene ist Deutschlands drittwichtigstes Nutztier nach Schwein und Rind. Sie besucht am Tag bis zu 2.000 Blüten. Wenn es sie nicht mehr gibt, haben wir sehr bald ein Problem.

Moment mal – dieses Problem haben wir bereits! Über die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland ist vom Aussterben bedroht. In manchen Gegenden gibt es gar keine Wildbienen mehr.

Dabei ist es einfach, der Wildbiene ein Stück Lebensraum zu schaffen. Wichtig dafür ist, den Tieren Nistplätze und Nahrung zur Verfügung zu stellen und sie vor Gefahren zu schützen. Dann kann auch ein Garten wie eurer bald zu einem Refugium für die bedrohten Tiere werden – und ihr werdet im Gegenzug von Frühjahr bis Herbst mit
einer wunderschönen Blütenpracht belohnt.

 

Der erste Schritt hin zu einem bienenfreundlichen Garten ist ganz leicht: Mit diesem Test könnt ihr herausfinden, ob euer Garten schon ein Wildbienenparadies ist oder noch bienenfreundlicher gestaltet werden kann. In jedem Fall habe ich einige Tipps für euch parat! Ihr werdet darüber staunen, wie einfach und schön es sein kann, Wildbienen
im Garten zu haben. Kreuzt nachfolgend jeweils die Antwort an, die am ehesten auf euch und euren Garten zutrifft. Pro Antwort gibt es Punkte. Der Test besteht aus den Rubriken „Nistplätze und Überwinterungsmöglichkeiten”, „Nahrungsangebot” und
„Gefahren”. Jeden der drei Testteile könnt ihr einzeln ausfüllen und erhaltet am Schluss ein individuelles Ergebnis.

Ich wünsche euch viel Spaß.

Testteil 1: Nistplätze und Überwinterungsmöglichkeiten

1. Gibt es Elemente in eurem Garten, die den Großteil des Jahres unberührt bleiben (z.B. verlassene Vogelnester, Zaunpfähle mit Löchern, hohle Bäume, heruntergefallene Äste…)?

a) 4 Punkte  – viele      
b) 3 Punkte  – eher viele    
c) 2 Punkte  – einige
d) 1 Punkt    – wenige
e) 0 Punkte  – gar keine

2. Gibt es in deinem Garten versiegelte Flächen wie Terrassen, Kies oder Pflasterungen?

a) 0 Punkte  – viele
b) 3 Punkte  – eher viele
c) 6 Punkte   – einige
d) 9 Punkte   – wenige
e) 12 Punkte – gar keine

3. Lasst Ihr über den Spätherbst/Winter Laubhaufen, Baumschnitt oder andere Gartenabfälle unbewegt liegen?

a) 8 Punkte  – ja, viele
b) 6 Punkte  – ja, eher viele
c) 4 Punkte  – ja, einige
d) 2 Punkte  – eher wenige
e) 0 Punkte  – nein, gar keine

Erreichte Punkte: _______/24

Testteil 2: Nahrungsangebot

4. Wie viel Fläche deines Gartens nehmen Wildblumen, blühende Sträucher oder blühende Obstbäume ein?

a) 8 Punkte  – mehr als die Hälfte des Gartens
b) 6 Punkte  – ca. die Hälfte des Gartens
c) 4 Punkte  – ca. ein Viertel
d) 2 Punkte  – weniger als ein Viertel
e) 0 Punkte  – kaum Gartenfläche

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5. Wie viele verschiedene Pflanzenarten blühen im Frühjahr in deinem Garten?  

a) 4 Punkte  – >10
b) 3 Punkte  – 7-10
c) 2 Punkte  – 4-6
d) 1 Punkt    – 2-3
e) 0 Punkte  – 0

6. Wie viele verschiedene Pflanzenarten blühen im Sommer in deinem Garten?

a) 8 Punkte  – >10
b) 6 Punkte  – 7-10
c) 4 Punkte   – 4-6
d) 2 Punkte  – 2-3
e) 0 Punkte  – 0

7. Wie viele verschiedene Pflanzenarten blühen im Herbst in deinem Garten?

a) 12 Punkte – >10
b)   9 Punkte – 7-10
c)   6 Punkte – 4-6
d)   3 Punkte – 2-3
e)   0 Punkte –

8. Wie sieht dein Rasen/deine Wiese am ehesten aus?

a) 0 Punkte – Ich habe einen Rasen ohne andere Pflanzen wie Klee oder Gänseblümchen.

b) 1 Punkt   – Ich habe kaum Rasen/Wiese, sondern überwiegend Nutzpflanzen auf Beeten.

c) 2 Punkte  – Ich habe einen Rasen mit vereinzelten anderen Pflanzen wie Klee oder Gänseblümchen.

d) 3 Punkte  – Ich habe kaum Rasen/Wiese, sondern einen Staudengarten.

 e) 3 Punkte   – Ich habe eine bunte Wildblumenwiese.

9. Hast du einen Teich oder eine Wasserstelle (z.B. Vogeltränke, Wasserschale) im Garten? 

a) 2 Punkte  – ja, mit einem flachen Zugang zum Wasser
b) 0 Punkte  – nein

10. Wie oft mähst du deinen Rasen/Ihre Wiese im Sommer? 

a) 0 Punkte  – mindestens einmal die Woche
b) 2 Punkte  – mindestens zweimal im Monat
c) 4 Punkte  – einmal im Monat
d) 8 Punkte  – einmal im Sommer
e) 6 Punkte  – Ich mähe meinen Rasen/meine Wiese nicht.

11. Wie mähst du deinen Rasen?

a) 0 Punkte  – Ich mähe meinen Rasen komplett.

b) 4 Punkte  – Ich mähe einen großen Teil des Rasens, lasse aber einen kleinen Streifen oder Inseln für Insekten und andere Tiere stehen.

c) 7 Punkte  – Ich mähe nur einen kleinen Teil des Rasens und lasse den Rest für Insekten und andere Tiere stehen.

Erreichte Punkte: _______/52

Testteil 3: Gefahren

12. Wann mähst du deinen Rasen?

a) 0 Punkte  – unabhängig von Tageszeiten und vom Wetter
b) 3 Punkte  – nur an bedeckten, kühlen Tagen.
c) 3 Punkte  – morgens oder abends

13. Falls du einen Komposthaufen hast, wann setzt du ihn um?

a) 0 Punkte  – Ich habe keinen Komposthaufen.
b) 0 Punkte  – im Spätherbst
c) 1 Punkt    – im Frühjahr (bis April)
d) 3 Punkte  – im späten Frühjahr (Ende April/Mai oder später)
e) 3 Punkte  – seltener als einmal im Jahr

14. Benutzt du Insektizide, zum Beispiel gegen Blattläuse?

a) 0 Punkte  – ja 
b) 6 Punkte  – nein

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15. Wie gehst du mit Unkraut um?

a) 3 Punkte  – Ich lasse es stehen.
b) 0 Punkte  – Ich entferne es von Hand (durch Hacken, Jäten oder Mulchen).
c) 0 Punkte  – Ich nutze Herbizide.
d) 1 Punkte  – Ich brenne es ab.

Erreichte Punkte: _______/15

Erreichte Gesamtpunktzahl: ______/91

Testergebnisse
Testteil 1: Nistplätze und Überwinterungsmöglichkeiten

Testergebnis: 18 -24 Punkte – viele und eher viele Nist-/ Überwinterungsmöglichkeiten für alle Wildbienenarten. Handlungsempfehlungen: Du benötigst
gar keine Handlungsempfehlungen mehr, denn
dein Garten bietet Wildbienen bereits eine tolle
Heimat!

Testergebnis: 7 -17 Punkte – mittelmäßige Voraussetzungen
für das Nisten/Überwintern von Wildbienen in deinem Garten. Naturnahe Gärten sind für Wildbienen und viele weitere Gartenbewohner ein wahres Paradies. Über die Wintermonate finden die Insekten in Laub- und Gartenabfallhaufen Überwinterungsplätze. Diese “Bienenwohnungen” solltest du jedoch bis in den April nicht bewegen, da die Tiere sonst gestört werden. Auch im Sommer bieten brach gelegte Abschnitte tolle Nistplätze.

Testergebnis: 0-6 Punkte – eher schlechte Voraussetzungen
für Nist-/ Überwinterungsplätze für Wildbienen in deinem Garten.

Testteil 2: Nahrungsangebot

Testergebnis: 40 -52 Punkte – großes oder eher großes Nahrungsangebot für Wildbienen
Dein Garten bietet Bienen bereits ein großes und vielfältiges Nahrungsangebot.

Testergebnis: 18 -39 Punkte – mittelmäßiges Nahrungsangebot für Wildbienen. Konkrete Anregungen für bienenfreundliche Pflanzen geben wir im angekündigten folgenden Bericht. Ein Hinweis vorab: Blumen mit gefüllten Blüten werden in der Werbung oft als besonders schön und blütenreich angepriesen. Allerdings handelt es sich bei ihnen um hochgezüchtete Hybrid – Pflanzen, die keine Pollen mehr produzieren. Für die Bienen gibt es hier leider nichts zu holen! Das gilt auch für die beliebte Forsythie. Viel beliebter bei Wildbienen – und einfach zu pflegen -sind heimische Pflanzenarten. Sinnvoll ist es auch, den Bienen eine flach zugängliche Wasserstelle zum Trinken zu bieten.

Testergebnis: 0-17 Punkte – wenig bis gar kein Nahrungsangebot für Wildbienen. Handlungsempfehlungen: In deinem Garten finden Wildbienen leider nur wenig Nahrung. Lege doch eine artenreiche Staudenrabatte, einen Kräutergarten oder eine Wildblumenwiese an. Gute Nahrungsquellen bieten auch Nutzpflanzen wie Himbeeren oder Johannisbeeren.

Testteil 3: Gefahren

Testergebnis: 12 -15 Punkte – wenig bis gar keine Gefahren für Wildbienen. Handlungsempfehlungen: Wunderbar, dein Garten birgt keinerlei Gefahren für Wildbienen!

Testergebnis: 7 -11 Punkte – mittelmäßige Gefahrenlage für Wildbienen. Noch mehr schützt du die Tiere und die Umwelt, wenn du deine Mähmethode änderst. Den Rasen etwas länger stehen zu lassen oder eine Insel auch mal sich selbst zu überlassen, schafft ein Nahrungsangebot für Bienen und tut dem Garten gut: Ein längerer Rasen kann Feuchtigkeit nämlich besser halten. Und mähe bei kühlem, bedeckten Wetter oder morgens oder abends.

Testergebnis: 0-6 Punkte – viele bis eher viele Gefahren für Wildbienen. Benutzt du Pflanzenschutzmittel? Insektizide sind für Wildbienen hochtoxisch. Ebenfalls giftig sind Herbizide, die gegen Unkräuter wirken, aber auch Mensch und Tier schaden können. Umweltverbände empfehlen deshalb, auf chemische Mittel zu verzichten. Mit Pflanzenjauchen oder Tees lassen sich schon einige „Schädlinge“ vertreiben. Sorge dafür, dass deine Pflanzen am richtigen Standort stehen und es ihnen gut geht. Dann können sie einigen Schädlingsbefall schon verkraften.“

Dieser Test ist im Rahmen eines inter- und transdisziplinären Projekts zum Thema Bienenschutz in Schrebergärten im Minor „Nachhaltigkeitsnaturwissenschaften“ der Leuphana Universität Lüneburg entstanden. (Die Testergebnisse wurden von mir verkürzt, da wir im Blog weitere Empfehlungen geben werden.)

 

9 Kommentare zu „Wie bienenfreundlich ist mein Garten – ein Selbsttest

  1. Der Test ist eine tolle Sache. Auch ich habe einen Balkon und kann ihn deshalb bei mir nicht wirklich anwenden, aber wie du schon sagst, macht er aufmerksam und die Leute lernen sich und ihren Garten besser einzuschätzen. Und man selbst lernt auch immer noch dazu 🙂 Liebe Grüße, Almuth

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    1. Liebe Almuth, ich freue mich sehr über deine Rückmeldung! Auch auf dem Balkon kannst du viele insektenfreundliche Pflanzen topfen. Du mussst mal im Internet „Birgit Schattling – Biobalkon “ aufrufen. Was sie macht, ist unglaublich. Danach weißt du, alles ist möglich und du kannst selbst Eichhörnchen zu dir locken! Liebe Grüße, Birgit

      Gefällt 1 Person

      1. Liebe Birgit, vielen Dank für den Tip! Das werde ich mir gleich mal ansehen. Ich pflanze bereits seit einigen Jahren jede Menge Nektarpflanzen für Hummeln, Bienen und Wildbienen und versuche alles mögliche, die fleißigen Nektarsammler zu unterstützen(und hab kaum noch Platz für Neues ;-). Einen kleinen Eindruck findest du hier 🙂
        https://naturaufdembalkon.wordpress.com/2018/01/23/sommerliche-rueckschau-im-januar/
        Eichhörnchen wären schön, hihi, aber dafür ist der nächste Baum wohl zu weit weg. Dafür hatte ich letzten Sommer ein Amselnest. Das war auch schön!
        Liebe Grüße, Almuth

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  2. Oh, da fällt mein Garten schlechter aus, als gedacht. Und das, obwohl ich sehr darauf achte, dass für die Bienen das ganze Jahr über Blüten vorhanden sind und dass sie Unterschlupf finden. Aber der Test zeigt mir, dass es noch viel besser geht. Danke für den Anstoss!

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    1. Es ist schon klasse, dass du deinen Garten so gestaltest, dass Insekten ihn gerne besuchen. Ich muss auch noch unbedingt einiges tun und freue mich sehr darauf, neue Besucher beobachten zu können. Gerne habe ich den Anstoß gegeben. Liebe Grüße, Birgit

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  3. Hallo Birgit,
    ich wollte den Test auch komplett machen, habe aber schnell gemerkt, dass er für unseren Balkon nicht ganz geeignet ist 😅 Auch der Garten meiner Eltern passt da nicht richtig rein, weil sie z.B. Rasen, Bienenweide und Schafweide gleichzeitig haben 😁 Aber der Test ist dennoch schön ausführlich und gibt dem ein oder anderen bestimmt tolle Anregungen 👍
    Liebe Grüße
    Kathleen

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    1. Liebe Kathleen, okay, für Balkone wirklich nicht so geeignet. Aber auch da kann natürlich für Insekten viel angeboten werden. Bei deinen Eltern hört es sich recht perfekt an. Was ich eigentlich will, ist, das Thema Insektensterben in den Fokus zu rücken. Der Rückgang dieser Spezies bedeutet, weniger Futter für Vögel und andere Tiere. Es ist ein nicht endender Kreislauf, der auf uns zu kommt. Wann wollen wir endlich handeln? Kiesgärten, Glyphosat, fehlende Wildkrautränder auf Äcker….Zumindest kann jeder Gärtner in seinem Refugium etwas tun und vielleicht Guerillagardening, Seedbombs schmeißen ? 😉 Ich bin dabei!!! Liebe Grüße, Birgit

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    1. Vielen Dank! Ja, das Thema brennt, wir müssen alle etwas tun. Um so schöner ist es, wenn positive Rückmeldungen kommen. Liebe Grüße, Birgit

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